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120 Jahre homosexuelle Emanzipationsbewegung

Magnus-Hirschfeld-Denkmal in Berlin

Stephan Seifert, Sascha Ratayski (beide Architekten), Stephanie Kuhnen (Projektleiterin), Wolfgang Knapp (Universität der Künste Berlin), Ruth Gabrielle Cohen (Großnichte von Dr. Magnus Hirschfeld), Dr. Christian Hanke (Bürgermeister des Bezirks Berlin-Mitte), Jörg Steinert (Geschäftsführer LSVD Berlin-Brandenburg), Martin Binder (Internationale Arbeitsgruppe aus Kunst, Architektur und Design) (v.l.n.r.) - Foto: Semiramis Ceylan-Ahlborn, LSVD Berlin war vor 120 Jahren Ursprung und Motor der homosexuellen Emanzipation. Der jüdische Arzt und Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld gründete hier 1897 zusammen mit dem Juristen Eduard Oberg, dem Verleger Max Spohr und dem Schriftsteller Franz Josef von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), die weltweit erste Organisation, die sich für die Bürgerrechte Homosexueller einsetzte. Das Wirken von Hirschfeld und seinen Mitstreitern nahm weltweit Einfluss auf die Abschaffung antihomosexueller Straftatbestände. Seit vielen Jahren engagiert sich der LSVD Berlin-Brandenburg für ein Denkmal für diese Bewegung.

Unser Verband bemühte sich seit 1992 um einen Gedenkort für Magnus Hirschfeld in Berlin. Zum 100. Gründungstag des WhK benannten wir in einer symbolischen Aktion den Vorplatz der Kongresshalle in Magnus-Hirschfeld-Platz um. 1998 entschied der damalige Bausenator einen am Bundeskanzleramt über die Spree führenden Steg nach Hirschfeld zu benennen. Nachdem der Steg bis 2007 nicht gebaut wurde, wendete sich der LSVD an Senat und Bezirk, um einen Ersatzort zu finden. Man verständigte sich auf den Ufer­ab­schnitt zwischen Luther- und Moltkebrücke gegenüber dem Bundeskanzleramt. Das Magnus-Hirschfeld-Ufer wurde am 6. Mai 2008 feierlich eingeweiht. 2011 folgten Gedenktafeln am Ufer. Diese informieren aber nicht nur über das Leben von Magnus Hirschfeld, sondern über das Wirken einer ganzen Bewegung.

Die Akteur*innen der weltweit ersten homosexuellen Emanzi­pationsbewegung wirken auch nach ihrem Tod bis heute iden­­titätsstiftend. Zugleich muss be­­rück­­­­sichtigt werden, dass der Kampf für Gleichberechtigung nicht abgeschlos­sen ist. Symbolisch verdeutlicht wird dies durch sechs CALLA-Lilien in Regenbogenfarben. Zur Auswahl standen fünf Entwürfe einer internationalen Arbeitsgruppe aus Kunst, Architektur und Design am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste. Hierzu erklärte Dr. Berndt Schmidt, Sprecher der Jury im November 2015: „Es gab eine sehr engagierte Diskussion, an deren Ende sich die große Mehrheit für den Entwurf CALLA entschieden hat. Die Jury ist der Überzeugung, dass das Denkmal selbstbewusst und positiv wirkt und eine beeindruckende Fernwirkung entwickelt. Die CALLA-Lilie besitzt weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze. Somit ist sie ein Symbol für die Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur.“

Im Sommer 2016 verständigten sich das Bezirksamt Berlin-Mitte und der LSVD auf einen Vertrag zur kostenfreien Überlassung einer Teilfläche des Magnus-Hirschfeld-Ufers zur Errichtung des Denkmals. Bei der Vertragsübergabe mit Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke appellierte die Großnichte Magnus Hirschfelds, Ruth Cohen, an die neue Berliner Landesregierung, für die Instandhaltung dieses wichtigen Gedenkortes Verantwortung zu übernehmen. Bereits zwei Monate später verpflichtete sich die rot-rot-grüne Landesregierung auf einen detailreichen Koalitionsvertrag, in dem u.a. Folgendes vereinbart wurde: „Die Koalition wird dafür Sorge tragen, dass der Unterhalt des Magnus-Hirschfeld-Denkmals gesichert ist.“

Am 7. September 2017 wird das Denkmal eingeweiht. Am gleichen Abend findet ein Festakt im Centrum Judaicum statt. Gemeinsam mit Senator Dr. Klaus Lederer wollen wir auf 120 Jahre homosexuelle Emanzipationsbewegung und 25 Jahre LSVD Berlin-Brandenburg zurückblicken.

Jörg Steinert
LSVD Berlin-Brandenburg

Foto: Semiramis Ceylan-Ahlborn, LSVD

  • Festakt im Centrum Judaicum,
    Neue Synagoge, Oranienburger Str. 28–30, 10117 Berlin
    Donnerstag, 7. September 2017, 19.00 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr); Anmeldung erforderlich: semiramis.ceylan@lsvd.de

     



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