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40 Jahre HuK

LSVD-Grußwort bei der Feier des 40jährigen Bestehens der Ökumenischen Arbeitsgruppe “Homosexuelle und Kirche”

gehalten von Henny Engels , Mitglied im Bundesvorstand des LSVD

40 Jahre HUK – um es mit Carolin Emcke zu sagen: Wow. Dazu gratuliere ich im Namen des LSVD-Bundesvorstandes ganz herzlich. Uns verbindet eine lange Geschichte der Zusammenarbeit:

  • bei der Forderung nach der Erweiterung des Artikels 3
  • bei Protesten gegen Kündigungsandrohungen der römisch-katholischen Kirche für lesbische und schwule Arbeitnehmende
  • bei der Kampagne „Keine halben Sachen“
  • bei der Forderung nach einem umfassenden Diskriminierungsschutz im AGG
  • bei der Forderung nach vollständiger Gleichstellung eingetragener Lebensgemeinschaften.

Für uns ist die HUK einer unserer wichtigsten Bündnispartner. Denn – aber wem sage ich das – gegen Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung auf Grund der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung, kurz gegen Homophobie und Transphobie anzutreten, ist schon in der säkularen Gesellschaft nicht einfach, in kirchlichen Kontexten aber noch ungleich schwieriger. Das erfordert einen langen Atem und zumindest in weiten Teilen meiner, der römisch-katholischen Kirche, auch Mut.

Dafür danken wir Ihnen allen von ganzem Herzen.

Sie arbeiten in einem Feld, zu dem wir als LSVD nur bedingt Zugang haben oder in dem wir nur wenige Gesprächspartner*innen finden, zumindest was die Leitungsebenen angeht. Ich selbst hatte eine erste Begegnung mit Vertretern der HUK im Zusammenhang mit dem Katholikentag 1982 in Düsseldorf. Vergeblich hatten sie versucht, einen Stand auf der Kirchenmeile zu bekommen, Gespräche mit den Verantwortlichen waren ermüdend und letztlich ergebnislos. Ich war damals in der Katholikentagskommission und kannte deshalb das Programm bereits vor der Veröffentlichung.

Wir haben uns also zusammengesetzt und geschaut, in welchen Veranstaltungen für die HUK interessante Themen angesprochen werden könnten, so dass die Herren – es waren nur Herren – sich rechtzeitig einstellen konnten.

In der Zwischenzeit ist viel passiert – vornehmlich in den Landeskirchen der EKD: die Zulassung schwuler oder lesbischer Pfarrer*innen ist weitgehend kein Problem mehr, in den meisten Landeskirchen sind öffentliche Segnungen erlaubt, mehr und mehr Landeskirchen stellen nun auch die Segnung mit der Trauung gleich. Und selbst in der römisch-katholischen Kirche bewegt sich was: So sprach sich das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken 2015 für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare aus und der BDKJ-Diözesanverband Köln forderte im gleichen Jahr, dass „unsere Kirche (bereit sein muss), neue Bewertungen ihrer Mitglieder in Bezug auf den Umgang mit lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer lebenden Menschen anzuhören, anzunehmen und umzusetzen.” Gottes Liebe mache keine Unterschiede.

Und, auch wenn manche dem Braten nicht so recht trauen: Selbst Kardinal Marx verlangte 2015 einen Perspektivwechsel beim Blick auf gleichgeschlechtliche Paare. Mag sein, dass hier die Ruach Gottes gewirkt hat. Aber, und das wissen wir als kirchlich geprägte Menschen, sie bedarf der Unterstützung von Menschen, um tatsächlich wirksam zu werden. Dazu haben Sie alle in den letzten vierzig Jahren beigetragen, sich dabei vermutlich hin und wieder eine blutige Nase geholt, sich hin und wieder vielleicht auch gefragt, ob sich diese Mühen wirklich lohnen.

Aber: Sie haben sich nicht entmutigen lassen, sich Ihren Glauben und Ihre Kirche nicht madig machen lassen. Und mussten sich dabei vielleicht manchmal von Menschen, die wegen der Haltung zur Homosexualität ihrer Kirche schon längst den Rücken zugedreht haben, fragen lassen, warum sie sich das antun.

Ich stelle Ihnen diese Frage nicht, sondern wünsche mir von Ihnen und für uns alle, dass sie sich den großen Herausforderungen, die nach wie vor bestehen, weiterhin stellen, nicht müde werden im Verkünden der Botschaft, dass Gottes Liebe keine Unterschiede kennt. Wir als LSVD werden Sie da gerne unterstützen und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Feiern Sie ausgelassen und in der Fröhlichkeit der Kinder Gottes und: Bleiben Sie behütet!



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