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Begegnungen, die verändern

Deutsch-russischer Jugendaustausch des LSVD Hamburg

Landesvorstände Wolfgang Preussner und Barbara Mansberg überreichen Spenden - Foto: LSVD HamburgHomo- und Transphobie unter jungen Menschen entschieden entgegenzuwirken und die Menschenrechte fördern — das ist der Fokus der deutsch-russischen Partnerschaft, die der LSVD mit LSBTI-Initiativen aus St. Petersburg seit Jahren pflegt. 2015 gelang es dem LSVD Hamburg, diese deutsch-russische Freundschaft, die im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg – Sankt Petersburg zustande kam, mit drei Projekten weiter auszubauen.

Im Rahmen der Veranstaltung „Blick nach vorne – Ziele und Perspektiven der LSBTI in St. Petersburg und Russland“ berichteten unsere Freund_innen während der Pride Week über ihren Alltag und ihre Arbeit. Ein offenes und selbst­bestimmtes Leben ist in Russland nicht möglich. Einschüchterung und Überwachung durch die Staatsmacht sind Teil der Lebensrealität. Diese Erfahrungen teilten sie auch mit der Zweiten Bürgermeisterin Hamburgs, Katharina Fegebank, und Vertreter_innen der Bürgerschaft bei einem Besuch im Rathaus. Ohne Angst vor Gewalt auf dem Hamburg Pride mit Regenbogenfahnen für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt zu demonstrieren, war für die jungen Menschen aus Russland ein prägendes Erlebnis.

Im August konnten wir mit russischen LSBTI- Aktivist_innen an dem Jugendevent „Energize Your City“ in Hamburg teilnehmen. Insgesamt trafen sich 180 junge Menschen aus Deutschland und Russland, um mit ihrer Energie die hanseatische Metropole neu zu erwecken. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich über den Lebensraum STADT in Deutschland und Russland auszutauschen sowie Ideen und Träume für die Stadt von Morgen zu diskutieren.

Leider waren wir während des Events auch immer wieder gefordert, Anfeindungen seitens
einiger russischer Jugendlicher gegenüber unseren LSBTI-Teilnehmenden entschlossen
entgegenzutreten. In vielen, nicht immer angenehmen Gesprächen ist es uns gelungen, Vorurteile aufzulösen und deutlich zu machen, dass das menschenverachtende russische Propagandagesetz in Hamburg keine Gültigkeit hat. Der Dialog mit den Beteiligten hatte jedoch auch einen positiven Aspekt, eine solche Art der Aufklärung auf Augenhöhe wäre in Russland nicht
möglich gewesen.

QueerFest in Sankt Petersburg
Queer Fest St. Petersburg Russland - foto: LSVD HamburgIm September reisten wir zum Fachkräfteaustausch auf das „QueerFest“. Nachdem der ursprüngliche Veranstaltungsort wegen offenkundiger Ressentiments des Eigentümers geändert werden musste, hatte das QueerFest seine neue Heimat im LGBT-Community Centre gefunden. Für den LSVD brachte sich Barbara Mansberg aktiv mit einem Vortrag zum Thema „Lesben und Schwule im Alter“ ein. Obwohl die Teilnehmenden mit einem Durchschnittsalter von unter 30 nicht zur Zielgruppe gehörten, nahmen sie mit großer Freude an Vortrag & Diskussion teil.

In unseren Gesprächen mit der St. Petersburger LSBTI-Community verdeutlichten unsere Freund_innen auch, dass russlandfeindliche Kampagnen durch ausländische Kooperationspartner für sie ein großes Risiko darstellten. Die Zusammenarbeit mit „ausländischen Agenten“, die Russlands Politik massiv kritisieren, könnte von Sicherheitsbehörden als „Vaterlandsverrat“ gewertet werden. Sie appellierten an ihre ausländischen Unterstützer_innen, im Vorfeld einer geplanten Kampagne den Dialog zu lokalen LSBTI-Organisationen zu suchen, um so die Bedrohung zu minimieren.

Trotz der schwierigen Situation zogen alle Aktivist_innen auf dem QueerFest eine positive Bilanz. Besonders die Besuche in Hamburg haben ihnen wieder Kraft und Motivation gegeben, sich weiter für die Menschenrechte von LSBTI zu engagieren. Auch die bilateralen Gespräche der Stadt Hamburg mit unseren Partner_innen seien wichtig und die Aufnahme der Vereinbarung „Sicherung der Menschenrechte“ in das Protokoll zur Städtepartnerschaft ein wichtiges Zeichen für die dortige Community.

Wolfgang Preussner und Barbara Mansberg
LSVD Hamburg



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