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Mehrgenerationentreffen

Demografischer Wandel und Homosexualität

Die demografische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern verweist für die kommenden 20 Jahre auf steigende Bedarfe für ältere Seniorinnen und Senioren. Das betonte Ulf Schiller, Referatsleiter Familienförderung im Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales auf der Fachtagung zu Homosexualität und Alter. Die Teilnehmenden der im November vom LSVD-Landesverband MV Gaymeinsam durchgeführten Tagung erarbeiteten ein 11-Punkte Papier zu den Herausforderungen einer integrativen, lesbisch-schwulen Seniorinnen- und Seniorenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern.

Lesben und Schwule haben häufig einen kleineren familiären Kreis. Einsamkeit und soziale Exklusion nach dem Ende des Erwerbslebens trifft sie umso härter. Ein Problem ist weiterhin, dass gerade ältere Homosexuelle viel Diskriminierung erlebt haben und auch heute noch ausgegrenzt und benachteiligt werden. Auf eine besonders problematische Entwicklung verweisen Berichte, nach denen Pflegeheime HIV positive Seniorinnen und Senioren aufgrund ihrer Krankheit von vornherein nicht aufnehmen. Dieses Vorgehen wurde von allen Teilnehmenden auf das Schärfste kritisiert.

Der umfangreiche Forderungskatalog enthält auch eine Reihe von Selbstverpflichtungen für die schwul-lesbische Community: Der CSD in Rostock und Schwerin wird gebeten, das Thema „Homosexualität und Alter“ bei den Kulturwochen stärker zu berücksichtigen. Vereine, Gruppen und Initiativen werden aufgefordert, die intergenerative Herausforderung anzunehmen und die Bedürfnisse älterer Menschen stärker zu berücksichtigen. Angebote sollen so organisiert werden, dass auch älteren und behinderten Menschen die Teilnahme ermöglicht wird. Internetauftritte und Öffentlichkeitsarbeit sollen um Inhalte der lesbisch-schwulen Seniorinnen- und Seniorenarbeit erweitert werden. Der LSVD-Landesverband MV Gaymeinsam stellt die Informationen dazu zusammen und koordiniert das Anliegen. Es geht um Verlinkungen und die Weiterleitung von Informationen an Pflegedienste, Krankenkassen, medizinische Dienste und Senioreneinrichtungen usw.

Weitere Forderungen sind die Schaffung von ehrenamtlichen Besuchsdiensten für ältere und behinderte Homo‑, Bi- und Transsexuelle. Es wird empfohlen, Gesprächskreise zu seniorenpolitischen Themen in Stralsund, Rostock und Schwerin zu bilden. Zudem bedarf es generationsübergreifender Angebote, um den Zusammenhalt zwischen Jung und Alt zu fördern und zu stärken.

Lesbisch-schwule Seniorinnen- und Seniorenarbeit muss von Kontinuität geprägt sein. Andauernd wechselnde Ansprechpartner sind nicht produktiv, da die Betroffenen ohnehin zunehmende Schwierigkeiten mit dem Aufbau und der Pflege von sozialen Kontakten haben. Damit das möglich ist, muss das Land Mecklenburg-Vorpommern zu seiner Verantwortung stehen. Der LSVD-Landesverband MV Gaymeinsam wird sich des Themas stärker annehmen und die Projekte begleiten. Wir danken Dr. Marco Pulver von der Schwulenberatung Berlin, der diese Fachtagung maßgeblich unterstützt hat.

 

 Roy Rietentidt, LSVD-Landesverband MV Gaymeinsam e.V.



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