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Druschba“ heißt Freundschaft

LSVD Hamburg empfängt St. Petersburger LGBT-Organisationen

St. Petersburg und Hamburg gegen Homophobie“ unter diesem Motto führt der LSVD Hamburg seit 2011 einen Fachkräfteaustausch zu Methoden der Homophobiebekämpfung unter Jugendlichen durch. Im Rahmen der 23. Lesbisch Schwulen Filmtage waren nun Aktivistinnen und Aktivisten der St. Petersburger Organisation „Vychod“ (russ. „Coming Out) und des dortigen Filmfestivals „Side by Side“ zu Gast bei unserem Landesverband. Auf zahlreichen, sehr gut besuchten Veranstaltungen informierten sie über die aktuelle Situation in ihrer Heimatstadt sowie in Russland. Durch das im Frühjahr verabschiedete Gesetz zum Verbot von sogenannter Homopropaganda wurden Informationen und Aufklärung über Homo- und Transsexualität kriminalisiert und die ohnehin schwierigen Bedingungen haben sich extrem verschlechtert.

Im Fokus der Veranstaltung „Queer in St. Petersburg. Behalt’s für Dich“stand die Frage wie Hamburg im Rahmen der Städtepartnerschaft mit den massiven Grundrechtsverletzungen für LGBTI umgehen soll. Bislang hat sich Hamburg sowohl auf politischer Ebene als auch durch Protestaktionen am Kampf gegen die verschärfte Diskriminierung von LGBT beteiligt. Ein

Protestschreiben des Hamburger Senats an das St. Petersburger Parlament und ein gemeinsamer Beschluss der gesamten Hamburger Bürgerschaft verurteilten das Propaganda-Gesetz. Nun scheiterte die für September 2012 vorgesehene Unterzeichnung des neuen Memorandums. Die russische Seite wollte neben dem LGBT-Projekt des LSVD Hamburgs auch zahlreiche andere der ca. 150 vorgeschlagenen Projekte aus Hamburg streichen. Zurzeit werden Gespräche über den weiteren Prozess geführt. Einig waren sich alle darin, dass auf politischer Ebene weiterhin durch die Stadt Hamburg als auch durch die Bundesregierung mehr Druck ausgeübt werden muss. Menschenrechtsverletzungen sind nicht hinnehmbar und die Community in St. Petersburg/Russland braucht weiterhin unsere Unterstützung, um ihren Kampf für mehr Rechte und gegen homophobe Diskriminierung und Gewalt fortzuführen.

Das Anti-Propaganda-Gesetz war auch Thema des Workshops „St. Petersburg — Film Shorts For Queer Rights“ mit Rikki Beadle-Blair. In nur wenigen Stunden haben die Teilnehmenden den Videoclip „Just Like You“ produziert, der in kurzen Spots Solidarität mit LGBT ausdrückt.

Zudem fanden außerhalb des Filmfestivals wichtige Begegnungen statt: So hatte Jana Schiedek, Senatorin für Justiz und Gleichstellung, die Gruppe in die Justizbehörde eingeladen, um sich persönlich über die Entwicklungen in St. Petersburg zu informieren. Sie betonte erneut, dass Hamburg in der Vergangenheit mehrfach schriftlich an die politischen Akteure in St. Petersburg appelliert und die Achtung der Menschenrechte von LGBT Diskriminierungsschutz eingefordert hatte. Im Rahmen der Städtepartnerschaft will sie sich auch in Zukunft dafür einsetzen.

Die Delegation lernte u.a. auch das Schulaufklärungsprojekt SOORUM im mhc kennen. Der Informations- und Erfahrungsaustausch war für beide Seiten eine Bereicherung. Zwar ähneln sich die Probleme wie etwa Diskriminierung und Mobbing an den Schulen, allerdings sind die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit Themen wie Homosexualität, sexuelle Orientierung und Selbstbestimmung in St. Petersburg durch das neue Gesetz drastisch eingeschränkt. Denn wer mit Jugendlichen unter 18 Jahren darüber spricht, wird mittlerweile rechtlich belangt.

Nach einer erlebnisreichen Woche sind die Gäste mit vielen Eindrücken inzwischen wieder wohlbehalten in St. Petersburg gelandet. Auch für uns eine aufregende Zeit. Wir vom LSVD Hamburg werden alles tun, um die Kooperationen mit „Vychod“ und „Side by Side“ fortzuführen. Denn „Druschba“ heißt Freundschaft.

Barbara Mansberg
Landesvorstand LSVD Hamburg

 

 

St. Petersburg und Hamburg gegen Homophobie“ wird gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Senatskanzlei und die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration sowie die Stiftung Deutsch Russischer Jugendaustausch.



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