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Aufgeschlossen und neugierig

Besuch aus DänemarkDänische Schulklasse beim LSVD Hamburg

Wir vom LSVD Hamburg waren einigermaßen überrascht als wir eine E‑Mail von einer dänischen Lehrerin erhielten. Wir wurden gefragt, ob wir uns mit ihrer Schulklasse treffen könnten. Im Rahmen einer Studienreise zum Thema „Nationale Identität in Deutschland“ wollten die 17–18jährigen Jugendlichen aus Herning verschiedene Minderheiten nach ihrem Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft in Deutschland befragen. Wir sagten zu und so schauten wir an einem sonnigen Tag in schüchterne aber auch neugierige Gesichter.

Nachdem wir die Arbeit und die Ziele des LSVD und unser Engagement in Hamburg vorgestellt hatten, stand die Identitätsfrage im Fokus: „Fühlen sich Lesben und Schwule anders als heterosexuelle Deutsche?“ Eine schwierige Frage, denn wir vom Landesvorstand sehen uns in erster Linie als Mensch. Wir verwiesen auf die Verfolgungsgeschichte von Homosexuellen in Deutschland, vor deren Hintergrund sich natürlich bis heute einiges zum Positiven geändert hat. Wir erzählten, dass uns das vor allem immer wieder bei unseren Besuchen in Russland im Rahmen des Fachkräfteaustauschs zwischen den beiden Partnerstädten Hamburg und St. Petersburg bewusst wird. Im Vergleich zum Alltag unserer vielen Freundinnen und Freunden vom Projekt “Vychod” (Coming-out), wissen wir die Möglichkeiten in Hamburg offen lesbisch und schwul leben zu können sehr zu schätzen. Auch die Anerkennung als Ansprech- und Kooperationspartner für die Landesregierung und die politischen Parteien ist im Kontrast nicht selbstverständlich. Allerdings wiesen wir auch auf einige Gewalttaten gegen Lesben, Schwule und Transgender in Hamburg, die jüngst für Erschrecken in der Community gesorgt. In einer Veranstaltung zu diesem Thema werden wir als Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in Hamburg über Ursachen und möglichen Präventionsmaßnahmen diskutieren. Auch der bevorstehende Rainbowflash zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai wird dieses Jahr deutlich darauf Bezug nehmen.

Die Jugendlichen hatten sich bislang kaum mit nicht-heteronormativen Lebensweisen beschäftigt. Sie sind kaum Thema im Unterricht, obgleich Dänemark bereits 1989 als erstes Land überhaupt die standesamtliche Verbindung gleichgeschlechtlicher Paare eingeführt und im Juni 2012 auch die Ehe für Lesben und Schwule erlaubt hat. Ähnlich wie an vielen Schulen in Deutschland bleibt eine Thematisierung engagierten Pädagoginnen und Pädagogen überlassen. Die beiden dänischen Lehrkräfte wollen jedenfalls im nächsten Jahr wieder mit einer Klasse vorbeischauen. Denn eins war deutlich zu merken: Unter den Schülerinnen und Schülern ist das Interesse groß.

Barbara Mansberg
LSVD Hamburg



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