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Hirschfeld-Eddy-Stiftung

Berichterstattung über LSBTI in Nicaragua

Hirschfeld-Eddy-Stiftung und Red de Desarrollo Sostenible veröffentlichen Handbuch für MedienschaffendePräsentation des Handbuchs

Über eine Zunahme von Hassverbrechen und Menschenrechts-verletzungen an Lesben, Schwulen, Bi‑, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) in Nicaragua hat im vergangengen Jahr unser Projektpartner Red de Desarrollo Sostenible (RDS) berichtet. Entsprechende Informationen gelangten zwar über die Medien an die Öffentlichkeit, doch dabei komme es immer wieder zu einer öffentlichen Zurschaustellung der Opfer, Vorurteile würden bewusst oder unbewusst durch die Medien verbreitet. Die Form der Berichterstattung über LSBTI sei oftmals sensationalistisch und voyeuristisch. So komme auch der medienkritischen Arbeit als Teil der Sensibilisierungsarbeit eine besondere Bedeutung zu.

Daher war die Entwicklung eines Handbuches für Medienschaffende ein Bestandteil des gerade abgeschlossenen zweiten Projektes der Hirschfeld-Eddy-Stiftung zu sexueller Vielfalt und Menschenrechten in Nicaragua. RDS hat dieses Tool für die journalistische Berichterstattung über das Thema Menschenrechte und sexuelle Vielfalt nun Ende Februar in Managua der Öffentlichkeit vorgestellt. Es trägt den Titel „Schlüssel für die Kommunikation in einer Welt der Vielfalt. Anleitung für die Berichterstattung über LSBTI-Themen in Nicaragua“.

Inhalte des Handbuches

Zunächst untersuchte RDS die LSBTI-Berichterstattung der beiden großen Tageszeitungen „La Prensa“ und „El Nuevo Diario“ in 2011 und 2012 und stellte fest, dass diese im ersten Halbjahr 2012 zahlenmäßig stark zugenommen hatte, was auf die Miss Gay Wahlen und auf Proteste der LSBTI-Bewegung im Mai 2012 zurückzuführen war, als die Nationalversammlung über ein neues Familienrecht ohne Berücksichtigung von LSBTI debattierte. Das geballte mediale Interesse konzentrierte sich allerdings auf eine angebliche Liste von homosexuellen Abgeordneten, mit deren Veröffentlichung ein Aktivist gedroht hatte. Das Interesse ließ spürbar nach, als es zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai zu Demonstrationen für die Menschenrechte von LSBTI kam.

Das Handbuch leistet vieles: Es analysiert schlechte Beispiele von Berichterstattung und liefert Alternativen sowie Empfehlungen. Am Anfang steht die Erklärung von Begriffen wie „transgénero“, „transsexual“, „heterosexismo“, „orientación sexual“ und „identidad de género“ oder „diversidad sexual“, deren korrekter Gebrauch unabdingbar ist für eine ausgewogene Berichterstattung. Zudem pochen die Autorinnen und Autoren in ihren Empfehlungen für Medienschaffende auf eine inklusive Sprache und eine Sprache, die LSBTI-Rechte und den Kampf der LSBTI-Community für ihre Rechte nicht ausklammert. Es gelte eben, LSBTI auch als Rechtsträger zu sehen und darzustellen und nicht nur als Opfer von Gewalt und Verbrechen.

Der Kommunikationswissenschaftler Adrián Uriarte Bermúdez ist voll des Lobes für das Handbuch und bezeichnet es in einem Beitrag für die Tageszeitung „El Nuevo Diario“ als „Selbstregelungskodex für Medien und Journalisten“, der geeignet ist, deren Engagement für LSBTI-Rechte anzustacheln. Es gehe eben nicht nur darum, die Häufigkeit von Meldungen zur sexuellen Vielfalt zu erhöhen, sondern das Thema mit einem Menschenrechtsansatz zu verbinden.

Klaus Jetz
Hirschfeld-Eddy-Stiftung

Siehe auch: Film über das Medienhandbuch und die Präsentation am 27. Februar 2013 in Managua (in Spanisch)



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