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Equal footing?

The Yogyakarta Alliance: A postcolonial course of action

deutsche Fassung des ArtikelsYogyakarta-Allianz-2015

No offense, but your countries came to our countries and violently took what wasn´t yours and left gay people outlawed.” This statement by Kenyan lawyer Imani Kimiri at a meeting of the Yogyakarta Alliance crystallizes the asymmetrical relationship between the countries of the North and the South.

Her position is informed by postcolonial theory. It sees colonialism as a major source of current global power relations, and a major reason behind the persecution of homosexuals in many African states. It seeks to move beyond the categories of thought that were typical of colonialism. It is indebted to deconstructionism, and critically examines the foundations of power. It is a call to critique the self, and to reflect on privileges and power relations. It focuses on representations, namely on ideas and images of the Other, plus the resulting interactions. 

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With great concern”

Badr BaabouInterview with Badr Baabou, president and co-founder of “Damj” on the current situation of LGBTQI in Tunisia (Interview auf Deutsch)

Hirschfeld Eddy Foundation (HES): Hello Badr. Tunisia is the only country in which one has the impression that the so-called Arab spring, which started in Tunisia in 2010 with so much hope, has led to an improvement in the human rights situation. How has this impacted on the situation of LGBTQI?

Badr Baabou: Unfortunately, the situation of the LGBTQI community is not good. LGBTQI still experience discrimination in everyday life, violence and arbitrary arrests. To be gay in Tunisia, is a crime and will be punished under Tunisian law. Under article 230 of the Penal Code, sodomy is punishable with three years prison (Note: also same-sex sexual acts are understood under sodomy in many Arab countries, especially between men).

HES: And this provision is applied in practice?

Badr: On 6 September 2015 a young student was jailed based on article 230. The wording of the provision does not clearly state whether the accused must be immediately caught in a sexual act or whether it is sufficient if he is merely suspected to have had sex with the same gender. The legal system in Tunisia can revert to instruments such as the “anal test” to confirm the accusations. Such a “medical investigation” was carried out in the case of Marwen to prove previous repeated anal penetration. Marwen was sentenced to one year in prison. But Marwen was not the first victim that was persecuted because of article 230. 

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Mit großer Sorge”

Badr Baadou - Foto: Euromed MaghrebInterview mit Badr Baabou, Präsident und Mitbegründer von „Damj“ über die aktuelle Situation von LSBTQI in Tunesien (Interview in English):

Hirschfeld-Eddy-Stiftung (HES): Hallo Badr. Tunesien ist das einzige Land, bei dem man den Eindruck hat, dass der Ende 2010 dort mit so viel Hoffnung gestartete sogenannte Arabische Frühling für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation gesorgt hat. Wie hat sich das auf die Lebenssituation von LSBTQI ausgewirkt?

Badr Baabou: Leider ist die Situation der LSBTQI-Community nicht gut. LSBTQI erleben nach wie vor Diskriminierung im täglichen Leben, Gewalt und willkürliche Verhaftungen. Schwul zu sein ist in Tunesien ein Verbrechen und wird nach tunesischem Recht bestraft. Nach Artikel 230 des Strafgesetzes wird Sodomie mit drei Jahren Gefängnis bestraft (Anm: unter Sodomie werden in vielen arabischen Ländern auch gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen verstanden, insbesondere zwischen Männern).

HES: Und wird diese Vorschrift auch in der Praxis angewendet?

Badr: Am 6. September 2015 kam ein junger Student wegen Artikel 230 ins Gefängnis. Der Wortlaut der  Vorschrift sagt nicht eindeutig, ob der Beschuldigte unmittelbar bei einer sexuellen Handlung erwischt werden muss oder ob es ausreicht, wenn er lediglich verdächtigt wird, Sex mit dem gleichen Geschlecht gehabt zu haben. Das juristische System in Tunesien kann dabei auf Instrumente wie den „anal test“ zurückgreifen, um die Beschuldigungen zu bestätigen. Im Fall von Marwen wurde eine solche „medizinische Untersuchung“ durchgeführt, um vorherige mehrmalige anale Penetration nachzuweisen. Marwen wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Aber Marwen war nicht das erste Opfer, das wegen Artikel 230 verfolgt wurde.

Zudem wurden im Dezember 2015 sechs weitere junge Männer wegen ihrer Homosexualität zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. 

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Wie sicher sind Algerien, Marokko und Tunesien?

ILGA_Weltkarte zur Situation von LGBTIStimmen aus den drei Staaten

Gegenwärtig sollen die Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung hat sich bei Aktivist_innen in diesen Ländern umgehört. Wie sicher ist es dort für LSBTI?

In Marokko droht aktuell zwei Männern wegen eines Kusses vor einer Moschee eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. In Tunesien wurden noch im Dezember 2015 sechs junge Männer wegen ihrer Homosexualität zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Ganz aktuell sind Schwule in Tunesien Ziel einer öffentlichen homophoben Kampagne, initiiert im April durch einen bekannten Schauspieler  im tunesischen Fernsehen. Zahllose homophobe Beiträge in den sozialen Medien sind die Folge, viele mit Gewaltandrohung. Ladenbesitzer und Taxifahrer hängen Schilder auf, in denen sie LSBT öffentlich ihre Dienste verweigern. Und bei alledem ist bisher kein Eingreifen des tunesischen Staates zu erkennen. 

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Auf Augenhöhe?

Yogyakarta-Allianz: ein postkolonial orientiertes Bündnis

Yogyakarta Allianz 2015article in english

Ich will Euch nicht persönlich angreifen, aber Eure Länder sind in unsere Länder gekommen und haben sich mit Gewalt genommen, was ihnen nicht gehörte. Und sie haben Gesetze gegen Homosexualität hinterlassen.“ Mit diesem Satz brachte die kenianische Anwältin Imani Kimiri die Asymmetrie im Verhältnis zwischen den Ländern des Nordens und des Südens bei einem Treffen mit der Yogyakarta-Allianz auf den Punkt.

Der theoretische Hintergrund zu dieser Position heißt postkoloniale Kritik. Diese Theorie sieht im Kolonialismus eine wesentliche Ursache für die globalen Machtverhältnisse und auch für die Verfolgung von Homosexuellen in
vielen afrikanischen Staaten. Es geht ihr darum, nicht mehr in den Kategorien zu denken, die für den Kolonialismus typisch waren. Sie ist der Denkrichtung der Dekonstruktion verpflichtet und fundamental machtkritisch. Und sie ist ein Aufruf zur Selbstkritik, zur Reflexion von Privilegien und Machtverhältnissen. Ihr Fokus liegt auf der Repräsentation, betrifft also Fragen der Darstellung, des Umgangs und der Idee vom Anderen. 

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SOS – Polens einzige Unterkunft für LGBT braucht Unterstützung

"Sicherheit"Interview mit Agniezska von Lambda Warsaw

Agnieszka, Lambda Warsaw führt die einzige Notunterkunft für LGBT in Polen und Osteuropa. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

Es ist eine Notunterkunft in Warschau für LGBT, die wir seit Februar 2015 führen. Wir möchten die Lebensqualität verbessern, Veränderungen unterstützen und die Situation für obdachlose LGBT in Polen und seinen Nachbarstaaten verbessern. Unsere finanziellen Mittel reichen gegenwärtig bis Juni 2016. Daher benötigen wir dringend Spenden und Funding, damit die Unterkunft weiterhin offen bleiben kann.

Bei uns können bis zu 15 Personen, die sich als LSBT identifizieren, unterkommen (davon drei Notbetten). Wir bieten Unterstützung bei Gewalterfahrungen oder einem großen Gewaltrisiko aufgrund von sexueller Orientierung bzw. Geschlechtsidentität. Das Hostel ist rund um die Uhr geöffnet und ermöglicht eine sichere Unterkunft, eine Grundversorgung an Lebensmittel, psychologische Unterstützung, Beratung durch Sozialarbeiter_innen und Coaching workshops. 

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We’re just getting started!” Discussing a postcolonial course of action for LGBTI

Oumar Diallo, Leiter Afrikahausdeutsche Fassung des Artikels

On 11 November 2015 the Afrikahaus hosted a panel discussion on LGBTI project work. Organized in conjunction with the Hirschfeld-Eddy Foundation, the panel used examples from different African countries and focused on the question: “How is postcolonial work for lesbian, gay, bisexual, trans and intersex (LGBTI) possible?” The panelists were independent scholar Dr. Rita Schäfer, Uta Schwenke from the board of the Lesbian and Gay Federation in Germany (LSVD), and Naana Lorbeer from Queeramnesty Deutschland. The moderator was journalist Pascal Thibaut.

Discussions of hostility and violence against lesbians, gay men, bisexual, transgender and intersex people (LGBTI) differ based on the country in question. South Africa, for example, has one of the world’s most progressive constitutions, yet sees considerable violence against lesbian women. Many African countries criminalize homosexual relationships. Almost all of these laws were introduced during the colonial period. In light of this background, how is it even possible to pursue postcolonial project work for LGBTI rights? 

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Human Rights for All? Not Yet.

The Yogyakarta Principles need an intersex update 

deutsche Fassung

Human rights apply to all humans, or so it is said. For centuries, however, what this really meant was that human rights applied only to men, and only to those men who were not enslaved or colonized. The fact that human rights now apply to women and people of color, for example, is due to the success of the women’s and civil rights movements.

The Yogyakarta Principles were formulated in 2006 by a group of international human rights experts who had gathered in the Indonesian city of that name. Its 29 principles clarify what human rights mean with respect to sexual and gender minorities. The Yogyakarta Principles are a set part of human rights work. They describe what states would have to do if human rights were in fact applied to people independently of their sexual orientation or gender identity.

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What about intersex people?

The letter “I” is being added ever more frequently to the acronym LGBT. The “I” stands for intersex people, who are pathologized and stigmatized by the medical category “Disorders of sexual development” (DSD). On account of anatomical, hormonal or chromosomal features, intersex people are viewed as neither completely female nor completely male. Intersex bodies are outside the binary gender system, which can lead to serious medical and legal consequences. Parents are pressured to approve gender-assignment operations and hormonal treatments. Babies, children and adolescents have a gender imposed upon them.

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Can African Diaspora organizations in Germany facilitate dialogue between the global North and South on LGBTIQ human rights?

Talk by Tsepo Bollwinkel on 27 November 2014 in Berlin as part of the Hirschfeld-Eddy Foundation’s Crossings & Alliances series in cooperation with the Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund e.V.)

Artikel in deutscher Fassung

Download talk German Version (PDF )

Download talk English Version — (PDF)

Photos

Can African Diaspora organizations in Germany facilitate dialogue between the global North and South on LGBTIQ human rights?

Tsepo Bollwinkel

Ladies, gentlemen, and everyone between and beyond constructions of gender,

I am pleased and grateful to have the chance to speak to you this evening. Thanks are due to the organizational efforts of the Hirschfeld-Eddy Foundation, and especially to Sarah Kohrt. Thank you to the Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), which is not only my social/political home in the black community in Germany, but has also come a long way to be co-hosting events such as this one today. Thank you also to Ise Bosch and her Dreilinden organization. Ise, you have played a large part in turning my personal prejudices against white people, especially those with a feminist or queer bent, into more nuanced and peaceable perspectives. Ten years ago I would not have given a talk on this topic to white people. But your respect and your deep reflections on human rights have opened my eyes and heart such that I can now recognize allies like you. This talk is an extended version of a position paper of the same title but with a different focus that I wrote for last year’s Rainbow Philanthropy Conference.

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Organisationen der afrikanischen Diaspora in Deutschland als Vermittler im Kontakt zwischen dem globalen Norden und Süden für die Menschenrechte von LGBTIQ*?

Dokumentation des Vortrags von Tsepo Bollwinkel, gehalten am 27. November 2014 in Berlin im Rahmen der Veranstaltungsreihe Crossings & Alliances der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, in Kooperation mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund e.V.)

article in english

Download Vortragstext deutsche Fassung (PDF )

English Version — Download talk  (PDF)

Fotos

Organisationen der afrikanischen Diaspora in Deutschland als Vermittler im Kontakt zwischen dem globalen Norden und Süden für die Menschenrechte von LGBTIQ*?

Tsepo2Sehr geehrte Damen und Herren und sehr geehrte Menschen zwischen und jenseits der Geschlechterkonstruktionen,

ich freue mich und bin dankbar, Ihnen heute Abend hier vortragen zu dürfen. Dank an die Organisation durch die Hirschfeld-Eddy-Stiftung; hier ist besonders Sarah Kohrt zu nennen. Dank an die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), die nicht nur meine gesellschaftspolitische Heimat innerhalb der Schwarzen Community in Deutschland ist, sondern auch einen weiten Weg zurückgelegt hat, um heute mit Selbstverständlichkeit Kooperationspartnerin von Veranstaltungen wie dieser hier zu sein. Ein weiterer Dank gilt Ise Bosch und ihrer Dreilinden Gesellschaft. Ise, Du hast einen großen Anteil daran, dass sich meine persönlichen Vorurteile gegenüber weißen Menschen, speziell diejenigen mit feministischem oder queerem Engagement, in eine differenziertere und friedfertigere Sicht auflösen konnten. Vor 10 Jahren hätte ich zu diesem Thema nicht vor weißen Menschen referiert. Aber Du hast mir mit deinem Respekt und deiner tiefen menschenrechtlichen Reflektiertheit die Augen und das Herz geöffnet, so dass ich jetzt Verbündete wie Dich auch wahrnehmen kann. Dieser Vortrag ist die Weiterführung eines Thesenpapiers, das ich mit demselben Titel, jedoch einem anderen Fokus, für die Fachtagung Regenbogenphilanthropie des vergangenen Jahres geschrieben habe.