Dragana Todorovic aus Belgrad beim LSVD-Verbandstag
Coming-out für Europa. Vielfalt verteidigen, Respekt wählen! hieß das Panel zu den Europawahlen 2019 auf dem 31. LSVD-Verbandstag. Wir hatten Dragana Todorovic aus Belgrad von der regionalen Organisation LGBTI Equal Rights Association (ERA) als Referentin gewonnen. Sie stellte die Arbeit von ERA vor und erläuterte uns, warum die diesjährigen EU-Wahlen für die Region von großer Bedeutung sind, welche Hoffnungen sie und ihre Kolleg*innen mit einer EU-Mitgliedschaft verbinden und warum der Prozess der Beitrittsverhandlungen so wichtig ist.
Der Westbalkan ist dank der EU eine der dynamischsten Regionen für LSBTI und die Gesetzgebung zu Gleichstellung und Nichtdiskriminierung. Viele Gesetze in den verschiedenen Ländern wurden in den letzten Jahren den Vorgaben der EU angepasst, Aktionspläne und Strategien wurden entwickelt. Auf der gesellschaftlichen Ebene aber sieht es anders aus, Homophobie und Transfeindlichkeit sind weit verbreitet, die Gesetze und Bestimmungen etwa zur Hasskriminalität werden nicht angewendet. Die LSBTI-Bewegung hegt die Hoffnung, dass durch den Aufnahmeprozess die klaffende Lücke zwischen der rechtlichen Situation und der gesellschaftlichen Wirklichkeit überbrückt werden kann. Die kommenden Wahlen sind wichtig für die Arbeit und die Ziele in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Wird es im neuen EU-Parlament progressive Mehrheiten geben, die die europäischen Werte verteidigen oder droht ein Rollback?
Seit 2015 kooperiert ERA mit dem LSVD und der Hirschfeld-Eddy-Stiftung. ERA leistet Überzeugungsarbeit auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene (UN, Europarat, EU-Kommission und EU-Parlament). Die EU ist für den Westbalkan von zentraler Bedeutung, sechs Länder der Region sind Beitrittskandidaten. ERA führt für Mitgliedsorganisationen Trainings und Fundraising-Maßnahmen durch. Zusammen mit der Weltbank legte ERA eine Studie zur Situation von LSBTI in der Region vor.
Klaus Jetz
LSVD-Geschäftsführer