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Do no harm — was heißt das für LSBTI-Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit

Neues Projekt der Hirschfeld-Eddy-Stiftung: “Do no harm — Risiken für LSBTI in der internationalen Projektarbeit minimieren”.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich hinter den folgenden Links: 

Einladung
Fotos
Begrüßung
Input „Do no harm- but do something“
Input Yogyakarta-Prinzipien

Nothilfe und Entwicklungsarbeit sind nicht automatisch gut
Do no harm

Was gut gemeint ist, ist nicht immer auch gut gemacht.„Do no harm“ (richte keinen Schaden an) ist die Aufforderung genau hinzusehen. Deshalb hatte die Hirschfeld-Eddy-Stiftung in dem 13-Punkte-Papier für ein LSBTI-Inklusionskonzept auch gefordert, dass der Zivilgesellschaft in den Partnerländern eine zentrale Rolle zukommt und sie bei allen Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) eingebunden werden muss. 

Panel

Erfreulicherweise heißt es im LSBTI-Inklusionskonzept der Bundesregierung nun: „Die Lage von Personen und Personengruppen in vulnerablen Situationen – darunter LSBTI-Personen – gilt es, generell in der internationalen Menschenrechtspolitik, stets mitzudenken (…) Die Sicherheit und der Schutz von vulnerablen Personen ist für die Bundesregierung wichtige Maxime, entsprechend dem Grundsatz „do no harm“.

Do no harm - Mary. B. Anderson

Hilfe kann Schaden anrichten – aber die Sorge darum darf nicht zur Untätigkeit führen. Deshalb hatte die Hirschfeld-Eddy-Stiftung schon 2012 als Titel für das LSBTI-Inklusionskonzept vorgeschlagen: „Do no harm – but do something“. Auf diese beiden Seiten verweist auch die Erfinderin des Do no Harm-Ansatzes, die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin, Entwicklungsforscherin und Präsidentin der „Collaborative for Development Action“ Mary B. Anderson in ihrem 1999 erschienenen Buch.

Sie betont einerseits: „Die Erfahrung zeigt, dass Hilfe — auch wenn sie wirksam ist und ihre Ziele erreicht, indem sie Leben rettet und Entwicklung fördert — zugleich in vielen Fällen Konflikte nährt, verstärkt und verlängern.“ Jedoch gilt zugleich auch: „Es wäre ein moralischer und logischer Trugschluss zu glauben, weil Hilfe Schaden anrichten kann, würde man Schaden vermeiden, indem man keine Hilfe leistet. In Wirklichkeit würde die Entscheidung Leuten in Not die Hilfe zu verweigern, unverschämt negative Konsequenzen haben.“

Do no harm — was heißt das für LSBTI-Projekte?

Workshop

Zu diesem Thema lud die Hirschfeld-Eddy-Stiftung deshalb am 10. Mai 2022 in Berlin-Neukölln zum Praxisworkshop: „Do no harm- was heißt das für LSBTI-Projekte?“ ein. Zum Start des vom Bundesministerium für Justiz geförderten Projektes „Do no harm – Risiken in der internationalen Projektarbeit minimieren“ diskutierten Aktivist*innen aus dem globalen Süden mit Vertreter*innen aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. So stellt sich beispielsweise die Frage: Sollen internationale Geber sich für LSBTI in einem Staat engagieren, der LSBTI kriminalisiert, indem sie Anti-Diskriminierungs-Trainings mit der Polizei machen? Oder ist die Polizei als Vertreterin des Staates die falsche Adresse?

Was in einem Land gilt und die Bewegung voranbringt, kann in einem anderen Schaden anrichten. So wurde beim Workshop immer wieder deutlich: Sichtbarkeit ist ein Sicherheitsrisiko. Vorsicht ist bei Klarnamen und Fotos geboten. Und es ist wichtig, die Aktivist*innen, die gefördert werden auch langfristig abzusichern und die Anforderungen, die Geber üblicherweise an Veröffentlichungen haben, der Sicherheitslage entsprechend anzupassen. Wer einmal out ist, muss sich auch nach dem Ende eines Projektes schützen können..

Insgesamt ist es wichtig, Risikoeinschätzungen vorab und im Verlauf des Projekts durchzuführen, und die Lage vor Ort in Zusammenarbeit mit den LSBTI-Organisationen vor Ort genau zu analysieren und den Projektpartner*innen maximale Flexibilität bei veränderten Sicherheitsbedingungen geben. Da muss die deutsche Verwaltung noch einiges lernen. Der Workshop war ein gelungener Projektauftakt, denn: Do no harm, but do something!

Do no harm-Projektwebsite mit allen Texten und Veranstaltungen.

Der Workshop hat am 10. Mai 2022 im REFUGIO in Berlin-Neukölln stattgefunden. 

Links:

Sarah Kohrt, Projektleitung, Hirschfeld-Eddy-Stiftung

Eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts: „Do no harm – Risiken für LSBTI in der internationalen Projektarbeit minimieren“ der Hirschfeld-Eddy-Stiftung. Alle Beiträge im Rahmen des Projekts sind im Blog unter dem Tag „DNH-2022″ zu finden. 

BMJ
HES



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