Woche gegen Homophobie in St. Petersburg
Trotz des bereits verabschiedeten Verbots sogenannter „Propagierung“ von Homosexualität fand in St. Petersburg in der ersten Aprilwoche die Woche gegen Homophobie statt. Zur Unterstützung der LSBTI-Projekte trafen fünf Aktive des LSVD Hamburg und von Queeramnesty Hamburg in der russischen Metropole und Hamburger Partnerstadt ein.Dort angekommen gab es in den Räumen der St. Petersburger Organisation „Coming-out“ ein Willkommensessen, um alte Freundinnen und Freunde wieder zutreffen und neue Gesichter kennenzulernen. Am nächsten Tag besuchten wir „La Sky“ – ein HIV-Präventionsprojekt, das auch mit der Deutschen AIDS-Hilfe zusammenarbeitet. Dort erfuhren wir, dass allein 2012 ca. 50.000 neue HIV-Fälle in Russland registriert wurden! Wie auch in Deutschland steigen die Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten wie Tripper oder Syphilis dramatisch an. In Russland erschweren jedoch die grassierende Homophobie und immer neue Gesetzesvorhaben die Aufklärungsarbeit enorm. Dennoch verteilen die Mitarbeitenden von „La Sky“ im Jahr an die 150.000 Kondome und planen nun ein Projekt mit der Kampagne „Ich weiss was ich tu (IWWIT)“.
Anschließend erläuterte uns Igor Kochetkov, Vorsitzender LSBTI-Netzwerk St. Petersburg die politischen Entwicklungen und sinnvollen Formen der Unterstützung aus dem Ausland. So ist für die St. Petersburger LSBTI-Bewegung die Fortführung des Dialogs auf allen Ebenen weitaus wirkungsvoller als ein von einem einmaligen Presserummel begleitetes Aufkündigen von Städtepartnerschaften wie durch die Städte Mailand und Venedig. Eine weitere Gefahr für alle zivilgesellschaftlichen Organisationen geht durch das sogenannte „Agentengesetz“ aus. Danach müssen alle NGOs ihre Finanzierung offenlegen und werden bei finanzieller Unterstützung aus dem Ausland zukünftig als „ausländische Agenten“ registriert. Im Zuge dessen wurden auch die Büros von LSBTI-Projekten durchsucht. Noch wartet man auf den Untersuchungsbericht. Inzwischen haben auch die Durchsuchung von politischen Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung Schlagzeilen gemacht.
Während unserer Reise konnten wir viele Einblicke in die trotz der widrigen Umstände lebendige LSBTI-Szene gewinnen. In einer öffentlichen Veranstaltung berichteten alle St. Petersburger Projekte vor ca. 40 Anwesenden von ihrer politischen und alltäglichen Arbeit. Fazit: Es ist erstaunlich und bewundernswert, wie viele Engagierte sich weder einschüchtern noch mundtot machen lassen. Ein weiterer Höhepunkt war die Podiumsdiskussion mit lokalen Politikerinnen und Politikern. Erstmalig war es gelungen eine so große Runde zu solch einem Gespräch zusammenzubekommen. Doch die Ergebnisse sind ambivalent. Während einige klarstellten, dass man ja nicht alles und jeden gleichstellen muss, betonten kleinere Parteien die Angst, nicht gewählt zu werden, wenn sie sich für die Menschenrechte von LSBTI positionierten. Andere beließen es bei Lippenbekenntnissen, ins eigene Programm wird sich keine Partei so schnell die Unterstützung von LSBTI hineinschreiben.
Auf dem weiteren Programm unserer Reise stand auch eine Führung durch die beeindruckende Eremitage sowie der Besuch eines jüdischen Friedhofs, bei dem wir etwas von der jüdischen Geschichte in St. Petersburg und Russland erfuhren. So vergingen die Tage wie im Fluge und bald hieß es auch schon wieder zurück nach Hamburg. Unser Dank geht an den Hamburger Senat, der die Maßnahme möglich gemacht hat und immer wieder deutlich macht, dass er die LSBTI in St. Petersburg nicht alleine lässt. So sprachen wir mit allen Projekten auch über mögliche weitere Maßnahmen im Rahmen der Städtepartnerschaft. Selbstverständlich kommen wir der Bitte unserer St. Petersburger Partnerorganisationen nach, in unserer Solidarität nicht nachzulassen. So kommen zur diesjährigen Pride Week vom 29. Juli bis zum 04. August auch sieben St. Petersburger LSBTI-Jugendliche an die Elbe.
Das Beispiel Hamburg — St. Petersburg zeigt deutlich, welche Möglichkeiten Städtepartnerschaften und Kommunalpolitik bieten können, um internationale Menschenrechtsarbeit voranzubringen. Vor uns liegt sicher ein langer Weg, dennoch sind wir losgegangen.
Spenden für die Menschenrechtsarbeit des LSVD Hamburg sind immer willkommen.
SPENDENKONTO
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BLZ 206 905 00
Kto.-Nr. 0600300
ausführliche Informationen zur Aktion Freundschaftskuss
Wolfgang Preussner
LSVD Hamburg
Eine Antwort auf „Freundschaftsküsse vom LSVD Hamburg“
[…] und leicht von hier aus sagen kann!). Zum Glück bekommen die LSBTI-Organisationen Unterstützung. Freundschaftsküsse vom LSVD Hamburg zum […]