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LSVD auf den Lesbisch-Schwulen Filmtagen in Hamburg

Uta Schwenke, LSVD-Bundesvorstand

Dokumentation der Rede von LSVD-Bundesvorstand Uta Schwenke anläßlich der Eröffnungsgala

Liebe Gäste,
Liebe Freundinnen und Freunde,

als die amerkanische Unabhängkeitserklärung ALLE Menschen für gleich an Rechten erklärte — waren damit — “selbstverständlich” — nicht die Schwarzen und nicht die Frauen gemeint und erst recht nicht wir Lesben, Schwule und Trans.

Seitdem ist es an vielen Orten in der Welt besser geworden. Wer hätte gedacht, dass Länder wie Südafrika und Argentinien, die Ehe für Lesben und Schwule einführen, bevor uns das hier in Deutschland gelingt.

In Argentinien sind gleichzeitig auch die Rechte für Transsexuelle wesentlich verbessert worden. Transsexualität ist aus der Liste der Krankheiten gestrichen- und gleichzeitig wird Transmenschen diejenige medizinische Versorgung gewährt, die sie brauchen. Das ist ein völlig anderes Menschenbild ! Anders als in Deutschland geht Argentinien also von einem Menschenbild aus, das seine Bürgerinnen und Bürger nicht in Norm erfüllende Gesunde und alle anderen als Kranke einteilt- sondern sieht jeden Einzelnen als komplexe Persönlichkeit an mit unterschiedlichen Bedürfnissen- auch in der medizinischen Versorgung.

Wir waren in 2001 in Deutschland mit dem LPartnG mal Vorreiter in Sachen Gleichstellung. Seitdem sind aber viele Länder einen entscheidenden Schritt weiter gegangen und haben die Ehe für Lesben und Schwule geöffnet. In Europa zuletzt in Frankreich und in England.

Es geht voran, und das ist die gute Nachricht.

Wir in Deutschland aber — haben noch immer ein Parallelsystem mit Regelungen in ca. 1.500 Gesetzen, in denen entweder eine Gleichstellung erfolgt ist, oder eben nicht erfolgt ist oder in denen wir uns diese Gleichstellung erst mühsam in jetzt inzwischen 12 Jahren von Gerichtsprozessen erkämpfen mussten.

Selbst der Deutsche Bundesrat hat in diesem März festgestellt, dass das geltende Recht in Deutschland noch immer eine ganz „konkrete“ Diskriminierung
und auch eine „symbolische Diskriminierung“ von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität bedeutet.

Der Bundestag hat aber das Gesetz zur Eheöffnung nicht umgesetzt und, so sind wir in Deutschland — auch rechtlich- noch immer Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse. Deutschland ist inzwischen im Vergleich — nicht nur innerhalb Europas — nach hinten gerutscht, was die rechtliche Gleichstellung anbelangt.

Liebe Freundinnen und Freunde,

dieses großartige Versprechen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dass „Alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ sind, muss sich für Lesben , Schwule und Trans an vielen Orten in der Welt erst noch erfüllen. Ja , es kann besser werden. Fast die ganze nördliche Halbkugel und ganz Lateinamerika kennt inzwischen KEINE homophoben Strafgesetze mehr.

Aber es gibt immer noch 80 Verfolgerstaaten auf der Welt mit einem homophoben Strafrecht, langjährigen Haftstrafen und es gibt allein 7 Staaten auf der Welt in denen LGBTI von der Todesstrafe bedroht sind dazu gehören der Iran,  Saudi-Arabien und der Sudan.

Und es gibt noch viele Länder wie z.B. Uganda- und einige von euch haben bestimmt den Film Call Me Kuchu gesehen‑,
in denen alle, die sich dort für Menschenrechte unabhängig von der sexuellen Orientierung und von der Geschlechtsidentität einsetzen, dies unter Einsatz ihres Lebens tun.

Und- was ich persönlich sehr erschreckend finde- die Uhr wird in einigen Ländern sogar wieder zurück gedreht. Wie ihr wisst — auch von den Besuchen unserer russischen Freundinnen und Freunde etwa im letzten Jahr hier auf den Filmtagen: Russland ist eines dieser Länder.

Was hat sich seit dem letzten Jahr in Russland getan?

In Russland wird Homosexualtität auf perfide Weise rekriminalisiert. Jede nicht negative Darstellung von Homosexualität wird als Propaganda gewertet und gleichgesetzt mit Propaganda für Pädophilie. Das bedeutet nicht nur staatliche Verfolgung mit hohen Geldstrafen, es bedeutet das wir dort in die Unsichtbarkeit gedrängt werden, auch was Bücher oder Filme angeht, es bedeutet auch das ein Hass geschürt wird in der Bevölkerung gegen uns,
diejenigen in der russischen Gesellschaft, denen es nicht gut geht, sollen Sündenböcke haben.

Was können wir hier tun ? und hier schließt sich der Kreis wieder. Igor Kochetkov vom russischen LGBT Network hatte hier in Hamburg auf einer Veranstaltung des LSVD-Landesverbandes, auf diese Frage zwei Antworten, die ich hier auch geben möchte!

1.   Wir — und hier sprach er natürlich für die russischen Menschenrechtsverteidigerinnen und ‑verteidiger — wir brauchen eure Solidarität und  es ist diesselbe, die wir auch euch anbieten!

2.    Sorgt dafür, dass ihr in Deutschland gleiche Rechte bekommt! Dann hat eure Stimme in Menschrechtsfragen auf der Welt mehr Gewicht!

In diesem Sinne, liebe Freundinnen und Freunde ! Liebe Gäste!

Solidarisiert euch!

Vielen Dank!
Und Danke auch an die Filmtage!



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