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Mitarbeiter der katholischen Kirche enttarnt

Strafanzeige gegen www.kreuz.net

Erzbischof Zollitsch - Foto: Andreas GerhardtSie bezeichnen sich selbst als katholische Nachrichtenseite und die Autoren sind auffällig gut über interne Vorgänge in der katholischen Kirche unterrichtet. Aber die Webseite kreuz.net veröffentlichte keine journalistisch verfassten Nachrichten, stattdessen hetzte sie gegen Migranten, Juden, Homosexuelle und liberale Katholiken. Lesben und Schwule nannten sie „Homo-Verbrecher“, „Homo-Gestörte“ oder „Homo-Terroristen“ usw. Selbstverständlich wurde auch gegen die Eingetragene Lebenspartnerschaft gehetzt. Wir mussten das jahrelang hinnehmen, weil den Betreibern juristisch nicht beizukommen war. Regelmäßig wurden wir darauf verwiesen, dass der Server im Ausland steht.

Das änderte sich erst, als kreuz.net den Tod des beliebten Schauspielers Dirk Bach in menschenverachtender Weise kommentierte und damit eine breite Protestwelle auslöste. Der Artikel vom 02.10.2012 nach dem plötzlichen Tod des Schauspielers („Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle“) und der vom 04.10.2012 („Ein Kinderhasser war er auch“) diffamieren Bach in unfassbarer und unsäglicher Weise. Endlich wurde unsere Strafanzeige wegen Volksverhetzung von der Staatsanwaltschaft ernst genommen. Gleichzeitig startete der Bruno-Gmünder-Verlag mit David Berger die Kampagne „Gemeinsam gegen kreuz.net“ und setzte eine Belohnung von 15.000 Euro aus.

Nun musste sich auch die katholische Kirche positionieren, die bislang untätig geblieben war. So schrieb der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, an Volker Beck (MdB), er gehe davon aus, dass niemand im kirchlichen Dienst für kreuz.net tätig sei. Wäre dies der Fall, hätte diese „ungeheure Pflichtverletzung“ arbeits- und dienstrechtliche Konsequenzen.

Der LSVD und die Aktion „Gemeinsam gegen kreuz.net“ haben dazu aufgerufen, Hinweise zu kreuz.net zu sammeln. So wurde bekannt, dass katholische Priester über Jahre hinweg bei kreuz.net aktiv waren. Zu dem Kern gehört beispielsweise der Mainzer Bistumspriester Hendrick Jolie, Pfarrer bei Darmstadt. Jolie, bis zu seiner Enttarnung Sprecher des konservativen „Netzwerks katholischer Priester“, musste inzwischen seine Mitarbeit zugeben. Aber er redete sich raus, es sei ein „unkluges und unüberlegtes Handeln“ gewesen. Und er fand Gehör: Kardinal Lehmann hat seine Bitte „um Entschuldigung und um Vergebung“ angenommen. Von den „arbeits- und dienstrechtlichen Konsequenzen“, die der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz kurz vorher angekündigt hatte, war keine Rede mehr.

Aber die Enttarnung einiger kreuz.net-Mitarbeiter aus dem katholischen Raum hat offenbar dazu geführt, dass sich auch andere Mitarbeiter aus Angst vor strafrechtlichen und  disziplinarischen Maßnahmen zurückgezogen haben. Die Webseite ist seit dem 01.12.2012 nicht mehr aufrufbar. Kardinal Lehmann hat daraufhin allen gedankt, „die zur Klärung beigetragen haben, auch wenn sie nicht Freunde der Kirche sind.“ Aber es bleibe dabei, dass von Seiten der katholischen Kirche keine Wege zur Aufklärung der Machenschaften und Hintermänner von kreuz.net gefunden werden konnten.

Das zeigt, die katholische Kirche ist nicht an Aufklärung interessiert: Einen Skandal, ein Strafverfahren gegen die Täter, das Aufsehen erregen könnte, will man möglichst vermeiden. Deshalb hat Lehmann Jolie auch erst zur Rede gestellt, als die Mitarbeit von Pfarrer Jolie öffentlich angeprangert wurde. Wir sind überzeugt, dass viele Mitglieder des „Netzwerks katholischer Priester“ von den Aktivitäten Jolies gewusst haben. Warum befragt man die Mitglieder des Netzwerks nicht? Hat man Angst, das Missfallen des Nuntius und des Vatikans zu erregen?

Der LSVD lässt sich nicht so leicht abspeisen: Wir haben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, geschrieben und ihn sowie Kardinal Lehmann um ein Gespräch gebeten, wie wir gemeinsam mit der Bischofskonferenz gegen ein solch destruktives und menschenverachtendes Gedankengut vorgehen können. Wir sind auf die Antwort sehr gespannt.

LSVD stellt Strafanzeige gegen kreuz.net

Aktenzeichen kreuz.net

 

Manfred Bruns
LSVD-Bundesvorstand

 



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