Die gegenwärtige Situation an Schulen und Jugendeinrichtungen ist für junge Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LGBTI) oft nahezu unerträglich. „Schwul“ ist nach wie vor die beliebteste Beschimpfung. Oft sind diese abwertenden Äußerungen unüberlegt oder das Resultat eigener Unsicherheiten und Ängste, dennoch sind sie ein deutliches Zeichen für einen unangemessenen Umgang mit sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität. Homosexualität ist ein permanenter Subtext an Schulen und in Jugendeinrichtungen, aber Homophobie wird kaum aufgegriffen und auch über Transsexualität wird geschwiegen.
Schlagwort: Homophobie
Heiliger Sebastian, hilf!
Es hat republikweit Aufsehen erregt: Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) hat im März auf seiner Bundesvertreterversammlung in Leverkusen einen Beschluss gefasst, wonach es zukünftig homosexuellen Schützenkönigen untersagt ist, gemeinsam mit dem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner als Königspaar öffentlich aufzutreten. Ein solches Verhalten sei unvereinbar mit den katholischen Grundsätzen des Verbandes.
Medial ging dieser Schuss total nach hinten los. Nahezu die gesamte Presselandschaft verurteilte den Schützen- beschluss. BILD.de fragte entgeistert: „Ja, wo leben die denn?!“ Und
Solidarität vor Ort
Zu Gast bei Vychod
Seit 2011 führt der LSVD Hamburg einen Fachkräfte- austausch Hamburg-St. Petersburg zu Methoden der Homophobiebekämpf- ung unter Jugendlichen durch. Diesmal ging die Einladung von der russischen Partnerorga- nisation Vychod (dt. Coming-out) nach Hamburg, und wir waren zu Workshops eingeladen. Mit dabei Lesben und Schwule vom JungLesbenZentrum, dem magnus-hirschfeld-centrum und von den Lesbisch Schwulen Filmtagen.
Küsse ich meinen Freund auf der Straße?
Verlängert bis Montag, den 9. Juli 2012
Die europäische Agentur für Grundrechte will das von mir wissen. Und nicht nur das. Wie viele Nachbarn wissen von meiner schwulen Identität? Meine Oma auch? Wie sicher fühle ich mich eigentlich als offen schwuler Mann in der Öffentlichkeit, in Verkehrsmitteln, beim Bäcker um die Ecke? Wurde ich schon mal beleidigt?
Knapp zwanzig Minuten brauche ich, um den Onlinefragebogen auszufüllen. Erstmalig wird mit einer Studie gezielt nach Diskriminierungserfahrungen und Sicherheitsempfinden von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender in den EU-Staaten und Kroatien gefragt.
Unsere Aktionen in den Landesverbänden
Polemik vom Politikprofessor
Am 5. Mai 2012 verschickte der Siegener Politikwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Bellers mit dem Absender der Universität Siegen eine E‑mail, in der er für diskriminierende Ziele einer “Menschenrechtsorganisation Tradition International” warb. Als Kontaktanschrift wurde ebenfalls die Universität Siegen genannt.
Bellers schrieb u.a.: „Jeder kann hier (bei Tradition international) mitarbeiten, insbesondere durch Mailaktionen an die, die diese Menschenrechte missachten, z.B. gegenwärtig der Berliner Senat, der im Unterricht auch homosexuelle Beziehungen als mögliche Partnerschaftsformen lehren will.“
Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender kommen in Schulbüchern zumeist nicht vor! Selbst Lehrkräfte, die keine Berührungsängste mit dem Thema haben und die Auseinandersetzung mit gleich- und transgeschlechtlichen Lebensweisen in ihrem Unterricht fördern wollen, sind dann oftmals hilflos angesichts fehlender Lehrmaterialien.
Die „Mobile Bibliothek“, das neue Projekt des LSVD Berlin-Brandenburg springt hier die Bresche. Als Bestandteil der Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit im Rahmen der Community Gaymes bietet sie seit März die Möglichkeit, Klassensätze von vier Büchern kostenfrei auszuleihen. Mit „Jesús und Muhammed“ von Tim Staffel, „Abel“ von Anneke Scholtens, „Plattenbaugefühle“ von Jannis Plastargias und „Svenja will ein Junge sein“ geschrieben von Luise Holthausen können von nun an Bücher auf dem Stundenplan stehen, die Einblicke in die alltägliche Buntheit des Lebens geben und ungeouteten, geouteten aber auch heterosexuellen Jugendlichen positive und nicht-stereotype Identifikationsfiguren anbieten.
Das LSVD-Netzwerk „Mission Aufklärung“ braucht Eure Unterstützung.
„Dialog über Deutschland“, eine Internetplattform der Bundeskanzlerin Angela Merkel, wird mehr und mehr für die Verbreitung von Homophobie genutzt. Hartmut Rus, Leiter von „Mission Aufklärung“ hat nun eine Gegenaktion gestartet:
Rückblick nach vorn
Unsere historische Verpflichtung
Homosexualität ist gesellschaftlich geächtet, für Sex zwischen Männern droht Gefängnis. Die Polizei unternimmt häufig Razzien an Schwulen-Treffpunkten und führt penibel Homosexuellenkarteien. Jährlich werden mehrere tausend Männer wegen gleichgeschlechtlicher „Unzucht“ angeklagt und verurteilt. Die sehr einflussreichen Religionsgemeinschaften verdammen schwule und lesbische Liebe als schwere Sünde. In der Öffentlichkeit wird Homosexualität tabuisiert, die Selbstorganisation von Schwulen und Lesben durch die Behörden behindert. Durch Strafbarkeit und gesellschaftlicher Ächtung sind Homosexuelle fast schutzlos Erpressern ausgeliefert. Bei einem „Outing“ droht ihnen der Verlust der bürgerlichen Existenz. Oft werden sie von ihrer Familie verstoßen, enterbt, am Arbeitsplatz gekündigt.
Rede zum Festakt am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen[1]
Berlin, den 25. Januar 2012
„Mit diesem Denkmal will die Bundesrepublik Deutschland die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wach halten und ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen.“ Das sagt der Beschluss der damaligen Mehrheit des Deutschen Bundestages von 2003[2] und das steht auf der Tafel am Denkmal im Berliner Tiergarten.
2008 wurde das Denkmal der Öffentlichkeit übergeben; heute, 2012, wechselt der Film[3].
Das Denkmal soll die Opfer ehren und die Erinnerung wach halten – es soll also das Schweigen brechen über die Geschichten in der Geschichte.