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#DuIchWir — gemeinsam gegen Homophobie

Veranstaltung zu Politiken für Vielfalt und Respekt in Deutschland und Türkei

Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sind angespannt. An der Türkei wird vor allem die zunehmende Einschränkung der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte kritisiert. Zugleich sind auch in Deutschland nationalistische und rechtspopulistische Politiken im Aufwind. Welche Konsequenzen haben diese Entwicklungen für Lesben und Schwule? Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede gibt es zwischen Türkei und Deutschland? Welche Rolle spielen Religion, Rassismus und Nationalismus in beiden Ländern? Wie wirkt sich die zunehmende politische Polarisierung auf die migrantische Community und das Zusammenleben in Deutschland aus? Wie lässt sich auch dem politischen Narrativ der „neuen Rechten“ entgegenzutreten, das ausschließlich muslimischen Migrant*innen pauschal Homophobie unterstellt und auf dieser Grundlage Angst und Hass gegen Flüchtlinge schürt? 

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Du+Ich=Wir beim #IDAHOT

Aktionstag der Antidiskriminierungsstelle vor dem Brandenburger Tor

Selbstbewusst, sichtbar und offen im Herzen von Berlin — unter dem Motto “Gleiches Recht für jede Liebe” veranstaltete die Antidiskriminierungsstelle zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) einen Aktionstag vor dem Brandenburger Tor. Zusammen mit der Türkischen Gemeinde (TGD) und dem Liberal-Islamischen Bund (LIB) war der LSVD vor Ort. Wir präsentierten unsere neue gemeinsame Kampagne “Du + Ich = Wir”. Damit machen unsere drei Organisationen deutlich, welche Werte und Ziele uns verbinden: Es sind Offenheit und Menschenrechte, die für uns eine lebenswerte und demokratische Gesellschaft ausmachen. So wollen wir miteinander leben, dafür treten wir gemeinsam ein.

Über unsere Kampagne “Du + Ich = Wir” informierten sich dann auch Justizminister Heiko Maas, die Bundestagsabgeordneten Karl-Heinz Brunner (SPD), Karamba Diaby (SPD), Gudrun Zollner (CSU) sowie die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Christine Lüders. Im Laufe des Nachmittags gab bei heißen Temperaturen hitzige Debatten über die längst überfällige Eheöffnung und die Lage in Tschetschenien, Erinnerungen an die Verfolgung durch Paragraph 175 und die bevorstehende Rehabilitierung, aber auch nachdenkliche wie besorgte Gespräche über Alltagshomophobie in Deutschland.

 

Markus Ulrich
LSVD-Pressesprecher

 

 

 

 

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Ich habe keine Lust darauf, mich nicht wie jedes andere Pärchen in der Stadt Hand in Hand laufend, zeigen zu können, nur weil ich eine Frau liebe.”

Jenny Renner als Rednerin auf den JIKTalks 2016Unter dem Titel “Wer ist dieser Deutschland” fanden am 22. Oktober in Berlin die JIKTalks2016 der Jungen Islamkonferenz statt. Eingeladen als Rednerin war auch Jenny Renner, Sprecherin des LSVD Thüringen und vertretung von LSBTI im ZDF-Fernsehrat. Wir dokumentieren ihre Rede.

Mein Name ist Jenny Renner, ich bin 33 Jahre alt und eine lesbische Aktivistin.

Ich engagiere mich für die Rechte von Lesben, Schwulen, bisexuellen, transsexuellen und intersexuellen Menschen. Außerdem engagiere ich mich für die Rechte von Geflüchteten, Juden, Muslimen, Christen, armen Menschen, dicken Menschen, Frauen, Kindern…also allen, die in unserer Gesellschaft irgendwie ausgegrenzt, diskriminiert und teilweise auch körperlich verletzt werden.

Als ich die Anfrage erhielt, hier mit euch zu sprechen, war ich ehrlich gesagt, sehr glücklich! Denn ich denke, nur wenn wir miteinander sprechen, uns kennenlernen, austauschen, können wir auch behaupten, wir haben uns zu einem bestimmten Thema miteinander auseinandergesetzt und beide Seiten haben Dinge dadurch von einer anderen Perspektive betrachtet, einiges besser verstanden und gelernt. Ich habe keine Lust auf Verallgemeinerungen und Ausgrenzung, weder euch gegenüber, noch mir gegenüber, deswegen möchte ich euch einfach mal auf eine Reise mit in meine Welt nehmen und gerne danach mit euch darüber ins Gespräch kommen. 

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Die Liebe zwischen homosexuellen Partner_innen ist ein Ausdruck der Liebe Gottes“

Interview mit Nushin Atmaca, Mitglied des Liberal-Islamischen Bund und Koordinatorin der Berliner Gemeinde

Was ist der Liberal-Islamische Bund

Der Liberal-Islamische Bund wurde im Frühjahr 2010 gegründet, um den Muslim_innen eine Stimme zu verleihen, die sich durch die etablierten, eher traditionell ausgerichteten Verbände nicht repräsentiert sehen, und zu einem gesellschaftlichen Ansprechpartner zu werden. Dabei verstehen wir unter liberal ein freiheitliches, eigenverantwortliches und auch kritisch-hinterfragendes Verständnis der eigenen Religion. Wir treten sowohl für einen intra- als auch interreligiösen Dialog ein und versuchen, unser Verständnis – und all die Widersprüche, die eine solch offene Herangehensweise mit sich bringen mag – in unseren Gemeinden zu leben. Bundesweit haben wir ca. 200 Mitglieder, in Berlin momentan ungefähr 20. Unsere Berliner Gemeinde wächst stetig, aber nicht alle Gemeindemitglieder sind Mitglieder des LIB. Dieses Wachstum zeigt, dass das Religionsverständnis des LIB nicht nur für Muslim_innen attraktiv ist, die sich religionspolitisch engagieren möchten, sondern auch für diejenigen, die eine spirituelle Heimat suchen.

Lesben und Schwule stehen dem Islam durchaus skeptisch gegenüber, welche Einstellung hat der LIB zum Thema Homosexualität.

Für den LIB ist Homosexualität eine der vielen möglichen Formen menschlicher Sexualität. Wir betrachteten Homosexualität weder als Sünde noch als göttliche Strafe oder Prüfung. Die Liebe, die zwischen homosexuellen Partner_innen entstehen kann, sehen wir genauso wie die Liebe zwischen heterosexuellen Partner_innen als ein Zeichen Gottes, als Ausdruck seiner Liebe und Barmherzigkeit. In unseren Gemeinden sind Menschen jeder Sexualität willkommen! 

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Verband

Salafismus in Deutschland

Thorsten Gerald SchneidersInterview mit Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders

Thorsten Gerald Schneiders lehrte zuletzt am Centrum für Religiöse Studien der Universität Münster. Herausgeber von u.a. „Salafismus in Deutschland“ und „Islamfeindlichkeit: Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“.

Salafismus ist eine Form des islamischen Fundamentalismus. Was sind die Kernelemente der salafistischen Ideologie, z.B. im Hinblick auf Akzeptanz von Lesben, Schwulen und Transgender? 

Wie jede Form von Fundamentalismus ist der Salafismus ein Blick zurück auf die Wurzeln der Religion. Er gibt vor, die Religion genauso wie zu ihrer Entstehungszeit zu verstehen und zu leben. Es soll eine moralische Lebenswelt ins Hier und Jetzt geholt werden, die schon hunderte Jahren alt ist, im Fall des Islams 1400 Jahre alt. Zu dieser Zeit gab es natürlich auch andere Vorstellungen über homosexuelle Beziehungen als heute.

Aber nun lässt sich gerade nicht behaupten, dass Salafisten und andere islamische Fundamentalisten homosexuelle Beziehungen derart scharf verurteilen, weil das vor 1400 Jahren bereits derart praktiziert worden sei. Gerade mit Blick auf die Ursprünge und die Geschichte des Islams gab es in dieser Zeit zumindest eine gelebte Offenheit.