Christopher Street Day im Ländle
Am 28. Juni 1969 wehrten sich in der New Yorker „Christopher Street“ Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) erstmals gegen die ewige Polizeiwillkür. Es kam zu tagelangen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Zum 43. Jahrestag des historischen Tages empfang Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann LGBT-Aktivistinnen und Aktivisten. Das Treffen hat historische Bedeutung: Es ist das erste Mal, dass ein Regierungschef aus Baden-Württemberg zu diesem Thema einen Empfang gibt.
„Mit dem Empfang zum Jahrestag des Christopher Street Day im Staatsministerium setzt die Landesregierung ein Zeichen: Ein Zeichen für Toleranz und Gleichberechtigung. Ein Zeichen für ein offenes Baden-Württemberg und auch ein Zeichen dafür, dass Vielfalt in einer modernen Gesellschaft keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung ist“, sagte Winfried Kretschmann beim Empfang im Staatsministerium in Stuttgart.
Auf Einladung des Ministerpräsidenten sprachen Brigitte Aichele-Fröhlich (LSVD Baden-Württemberg) sowie Manfred Bruns vom LSVD-Bundesvorstand. Der LSVD begrüßte, dass die Landesregierung einen Prozess zur Entwicklung eines Aktionsplans für Toleranz und Gleichstellung eingeleitet hat.
Ziel des Aktionsplans, so betonte der Ministerpräsident, sei es, Vorurteile gegenüber LGBT abzubauen. Während vor dem Regierungswechsel für eingetragene Lebenspartnerschaften nur graue Amtsstuben vorgesehen waren, habe die grün-rote Landesregierung mit dieser Ungleichbehandlung sofort Schluss gemacht.
Brigitte Aichele-Fröhlich (LSVD) machte deutlich, wie sehr sich die Stimmung im Land verändert hat. Jahrelang hatte der LSVD für Gleichberechtigung im Landesrecht gestritten: „Unsere Hochzeit fand 2005 nicht auf dem Standesamt wie üblich statt, sondern in der KFZ-Zulassungsstelle. Auch eine Diskriminierung, die Dank unserer neuen Landesregierung der Vergangenheit angehört.“ Aichele-Fröhlich betonte die Bedeutung einer LGBT-freundlichen Jugendarbeit, die Verantwortung von Schulen und Sportverbänden. Zudem verlangte sie Fortschritte zur Gleichstellung von Regenbogenfamilien.
Manfred Bruns (LSVD-Bundesverband) forderte die vollständige Gleichstellung von Eingetragenen Lebenspartnerschaften und die Öffnung der Ehe. Die Bürgerinnen und Bürger machen schon längst „keinen Unterschied mehr zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft.“ Er mahnte die Politik, nicht hinter den Wähler zurück zu stehen. Niemand hänge an der Diskriminierung von Lesben und Schwulen. Die meisten „wissen nicht, dass Lebenspartner noch nicht in allen Bereichen dieselben Rechte haben wie Ehegatten“, so Bruns.
„Baden-Württemberg ist nicht mehr länger das Schlusslicht in Deutschland, wenn es um die Gleichstellung homosexueller Paare geht“, betonte Ministerpräsident Kretschmann. Der LSVD gratuliert dazu.
Heiko Reinhold, LSVD
- Zur kompletten Rede von Brigitte Aichele-Frölich, Vorstand des LSVD Baden-Württemberg
- Zur kompletten Rede von Manfred Bruns, LSVD Bundesvorstand