Impressionen und Eindrücke vom Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) 2017
Dokumentation des Grußwortes von Dirk Behrendt, Berliner Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, für den 29. LSVD-Verbandstag “Mehr Rechtsstaat statt Rechtsruck”
Dirk Behrendt, Berliner Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung — Foto: Caro KadatzSehr geehrte Vorständinnen und Vorstände des Bundesverbandes des LSVD,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Landesverbände,
sehr geehrte Anwesende,
ich begrüße Sie herzlich in der Regenbogenstadt Berlin zu Ihrem 29. Verbandstag des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland und bedanke mich für die Einladung!
Berlin trägt jetzt nicht nur deutlicher die Regenbogenfarben sondern auch politisch andere Farben als bei Ihrem letzten Treffen in Berlin vor zwei Jahren! Und das ist gut so.
Wir, die Koalition, haben uns viel vorgenommen für die nächsten Jahre, nicht nur auf Landes- sondern auch verstärkt auf Bundesebene. Als Bundesverband, der sich seit 1990 unermüdlich für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen einsetzt, hoffe ich deswegen persönlich auf Ihre Unterstützung bei unseren Vorhaben.
Dokumentation der Ansprache von Ulrich Keßler, Vorstand des LSVD Berlin-Brandenburg, bei der Gedenkfeier für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am 27. Januar 2017
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
im Namen der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und des Lesben- und Schwulenverbandes begrüße ich Sie zu der heutigen Gedenkveranstaltung. Ausdrücklich begrüßen möchte ich die erschienenen Mitglieder des Deutschen Bundestages, des Berliner Abgeordnetenhauses und des Brandenburger Landtages, namentlich Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages sowie die Präsidiumsmitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses und des Brandenburger Landestages, die anwesenden Partei- und Fraktionsvorsitzenden, als Vertreterin des Bundesregierung Staatssekretärin Elke Ferner, für den Berliner Senat Senatorin Katrin Lompscher, Senator Dr. Dirk Behrendt sowie Senator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen, Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, den Superintendenten von Tempelhof-Schöneberg, Michael Raddatz, Vertreterinnen und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen, der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld sowie von Parteien und Gewerkschaften. Angesichts der Witterung freut es mich aber auch besonders, dass nicht nur die Genannten – gerne – ihrer Dienstpflicht nachkommen, sondern dass auch wieder zahlreiche Privatpersonen erschienen sind.
Gedenkfeier am Denkmal
Der LSVD und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas luden anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar zu einer Gedenkfeier am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten ein. Wir danken den vielen Besucher*innen — darunter auch zahlreiche Abgeordneten von CDU, SPD, Linken, Grünen und FDP des Berliner Abgeordnetenhauses und des Brandenburger Landtages sowie des Deutschen Bundestages.
Tausende von Luftballons mit Botschaften gegen Hass und Ausgrenzung machen am 17. Mai, am IDAHOT deutlich , dass Gewalt und Vorurteile gegenüber LSBTI keinen Platz in einer demokratischen und offenen Gesellschaft haben sollten. Die Landesverbände des LSVD haben zusammen mit vielen weiteren Unterstützer_innen auch 2016 wieder viele Aktionen zum IDAHOT veranstaltet und koordiniert.
Mit Luftballons für Vielfalt, gleiche Rechte und Respekt — Aktionen der LSVD-Landesverbände
LSVD Berlin-Brandenburg zu Gast
Am 28. April 2016 veranstaltete der deutsche Botschafter in Lettland, Rolf Schütte, einen Regenbogenempfang in seiner Residenz in Riga. Der Einladung folgten lettische LGBT-Aktivistinnen und Aktivisten, Engagierte der Baltic HIV Association, die bekannte Journalistin Rita Rudusa sowie die Botschafter der Niederlanden und von Kanada. Zugleich zeigte die weitestgehende Abwesenheit der lettischen Abgeordneten – mit nur einer Ausnahme –, wie wenig Zuspruch das Thema Homosexualität in Lettland nach wie vor erfährt. Die Gespräche am Abend bestätigten diesen Eindruck, weder aus Politik noch aus Zivilgesellschaft gibt es Zuspruch für die lettische homosexuelle Emanzipationsbewegung. Besonders stolz sind die Aktivistinnen und Aktivisten daher auf den EuroPride, der 2015 in Riga stattfand, obwohl er von drei Viertel der Menschen in Riga abgelehnt wurde, so eine Umfrage des lettischen Zentrums für soziologische Forschung SKDS. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in Lettland sind daher besonders auf internationale Kooperationen angewiesen. Bereits 2010 hatte die Hirschfeld-Eddy-Stiftung die Konferenz „Human Rights and Homosexuality – Past, Present, Future“ unterstützt. Dabei konnte u.a. das Buchprojekt „Forced Underground. Homosexuals in Soviet Latvia“ realisiert werden.
Der Regenbogenempfang in der Botschafterresidenz wurde mit einem persönlichen Grußwort des Geschäftsführers des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg, Jörg Steinert, eröffnet:
Seit 1999 unterstützt das Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) des LSVD Berlin-Brandenburg geflüchtete Menschen. Ein Interview mit MILES-Projektleiterin Jouanna Hassoun.
Liebe Jouanna, du wurdest am 1. Oktober 2015 für dein Engagement für Flüchtlinge mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet. Wer hat dir den Orden überreicht? Und wofür genau hast du ihn bekommen?
Der Berliner Senat hat in seiner Sitzung am 8. September 2015 beschlossen, mich mit dem Verdienstorden auszuzeichnen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat ihn mir schließlich im Rahmen einer Feierstunde am 1. Oktober 2015 im Berliner Rathaus überreicht. Gewürdigt wurde mein ehrenamtliches Engagement bei der medizinischen Erstversorgung von „Moabit hilft“. Darüber hinaus hab ich im Sommer 2015 die spendenfinanzierte Sprachakademie für homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge ins Leben gerufen.
Anlässlich des 71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz luden der LSVD Berlin-Brandenburg und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas am 27. Januar zu einer Gedenkfeier am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten ein. In ihrer Rede erinnerte die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping an die vielen Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus nicht überlebten. Sie rief dazu auf, tagtäglich für gesellschaftliche Akzeptanz und demokratische Grundrechte einzustehen. Anschließlich legten Vertreter_innen der Community und Abgeordnete aus allen Fraktionen des Bundestages und des Berliner Abgeordnetenhauses Kränze nieder und gedachten der Opfer. Unter ihnen die beiden Bundestagsvizepräsidentinnen Petra Pau und Claudia Roth, sowie die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Caren Marks sowie der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland Michael Roth.
Fotos: Markus Ulrich (LSVD) / Jenifer Stolz (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas)
Der LSVD Berlin-Brandenburg und die Universität der Künste Berlin (UdK) präsentierten vom 5. bis 15. November 2015 die Entwürfe für das Denkmal für die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung im Berliner Haus der Kulturen der Welt .
Die neunköpfige Jury des Denkmals hat am 13. November den Siegerentwurf verkündet. Zur Auswahl standen fünf Entwürfe einer internationalen Arbeitsgruppe aus Kunst, Architektur und Design am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste.
Hierzu erklärte Dr. Berndt Schmidt, Sprecher der Jury: „Es gab eine sehr engagierte Diskussion, an deren Ende sich die große Mehrheit für den Entwurf CALLA entschieden hat. Die Jury ist der Überzeugung, dass das Denkmal selbstbewusst und positiv wirkt und eine beeindruckende Fernwirkung entwickelt. Die CALLA-Lilie besitzt weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze. Somit ist sie ein Symbol für die Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur.“
Bericht von der Veranstaltung „Was ist eine Ehe?“ vom 28.09.2015 in Berlin — eine Kooperation des LSVD und des Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte
Die Öffnung der Ehe ist und bleibt einer der zentralen Forderungen von Lesben und Schwulen. Vor wenigen Tagen hat der Bundesrat eine entsprechende Gesetzesinitiative zur Öffnung der Ehe an den Bundestag zur Beratung und Entscheidung überwiesen. Und auch im Bundestag könnte es inzwischen eine parlamentarische Mehrheit für die Öffnung der Ehe geben. Nur wenn es die #EheFürAlle gibt, erfahren auch gleichgeschlechtlich liebende Paare, die Wertschätzung und Akzeptanz, die bisher der Gesetzgeber nur heterosexuellen Paaren zugesteht — Gleiche Liebe, gleicher Wert, gleiches Recht.
Die Gegner_innen der Ehe lassen sich oft von tradierten Wertvorstellungen leiten, die nicht selten auf das christliche Menschenbild und die christliche Tradition rekurrieren. Die christlichen Kirchen sind in der Frage nach der Öffnung der bürgerlichen Zivil-Ehe tief gespalten. Während die Bischofssynode der katholischen Kirche gerade in diesen Tagen prüft, inwieweit die Moral- und Wertvorstellungen von den Gläubigen akzeptiert und gelebt werden, ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) oft schon weiter. So hat sich der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Prof. Dr. Heinrich-Bedford-Strohm für die Eheöffnung ausgesprochen und als entscheidendes Kriterium das verbindliche Füreinander einstehen benannt. In der Orientierungshilfe der EKD zur Familie wurde bereits 2013 klargestellt, dass verschieden- und gleichgeschlechtliche Paare gleich zu behandeln seien. Es gibt jedoch auch einige Akteure innerhalb der EKD, die sich auf einen traditionell-konservativeren Ansatz berufen – allerdings sind sie in der Minderheit.