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Wir müssen im Einsatz für LGBTI noch sichtbarer, entschlossener und substanzieller werden.“

Interview mit Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt

Michael Roth (Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt) - Foto: Caro Kadatz

 

Die Menschenrechtslage für LGBTI ist weltweit dramatisch – welche Erklärungen haben Sie dafür?

Wir leben in einer von Krisen erschütterten Welt mit neuen politischen Akteuren und einer Erosion der bisherigen Ordnung; einer Welt, in der vielfach auch bereits Erreichtes für LGBTI wieder bedroht ist. Der erstarkende Nationalismus verringert zusätzlich die Handlungsspielräume für die Zivilgesellschaft und damit auch von NGOs, die sich für die Rechte von LGBTI einsetzen. So wird etwa für NGOs die Annahme von Geldern aus dem Ausland immer komplizierter oder teilweise sogar verboten. Menschen, die sich für Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Demokratie einsetzen, werden verfolgt und unterdrückt. In immer mehr Staaten und Gesellschaften missachtet man auf das schlimmste die Menschenrechte, obwohl sie universell gültig sein sollten. Wo Krieg, Hunger, Angst und Schrecken herrschen, verhallt der Ruf, die Menschenrechte zu achten, weitgehend ungehört.

 

Welche Auswirkungen hat der Präsidenten­wechsel in den USA für die internationale LGBTI-Politik? Muss Europa, muss Deutschland hier nicht eine Lücke füllen?

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Auf Augenhöhe?

Yogyakarta-Allianz: ein postkolonial orientiertes Bündnis

Yogyakarta Allianz 2015article in english

Ich will Euch nicht persönlich angreifen, aber Eure Länder sind in unsere Länder gekommen und haben sich mit Gewalt genommen, was ihnen nicht gehörte. Und sie haben Gesetze gegen Homosexualität hinterlassen.“ Mit diesem Satz brachte die kenianische Anwältin Imani Kimiri die Asymmetrie im Verhältnis zwischen den Ländern des Nordens und des Südens bei einem Treffen mit der Yogyakarta-Allianz auf den Punkt.

Der theoretische Hintergrund zu dieser Position heißt postkoloniale Kritik. Diese Theorie sieht im Kolonialismus eine wesentliche Ursache für die globalen Machtverhältnisse und auch für die Verfolgung von Homosexuellen in
vielen afrikanischen Staaten. Es geht ihr darum, nicht mehr in den Kategorien zu denken, die für den Kolonialismus typisch waren. Sie ist der Denkrichtung der Dekonstruktion verpflichtet und fundamental machtkritisch. Und sie ist ein Aufruf zur Selbstkritik, zur Reflexion von Privilegien und Machtverhältnissen. Ihr Fokus liegt auf der Repräsentation, betrifft also Fragen der Darstellung, des Umgangs und der Idee vom Anderen. 

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We’re just getting started!” Discussing a postcolonial course of action for LGBTI

Oumar Diallo, Leiter Afrikahausdeutsche Fassung des Artikels

On 11 November 2015 the Afrikahaus hosted a panel discussion on LGBTI project work. Organized in conjunction with the Hirschfeld-Eddy Foundation, the panel used examples from different African countries and focused on the question: “How is postcolonial work for lesbian, gay, bisexual, trans and intersex (LGBTI) possible?” The panelists were independent scholar Dr. Rita Schäfer, Uta Schwenke from the board of the Lesbian and Gay Federation in Germany (LSVD), and Naana Lorbeer from Queeramnesty Deutschland. The moderator was journalist Pascal Thibaut.

Discussions of hostility and violence against lesbians, gay men, bisexual, transgender and intersex people (LGBTI) differ based on the country in question. South Africa, for example, has one of the world’s most progressive constitutions, yet sees considerable violence against lesbian women. Many African countries criminalize homosexual relationships. Almost all of these laws were introduced during the colonial period. In light of this background, how is it even possible to pursue postcolonial project work for LGBTI rights? 

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Organisationen der afrikanischen Diaspora in Deutschland als Vermittler im Kontakt zwischen dem globalen Norden und Süden für die Menschenrechte von LGBTIQ*?

Dokumentation des Vortrags von Tsepo Bollwinkel, gehalten am 27. November 2014 in Berlin im Rahmen der Veranstaltungsreihe Crossings & Alliances der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, in Kooperation mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund e.V.)

article in english

Download Vortragstext deutsche Fassung (PDF )

English Version — Download talk  (PDF)

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Organisationen der afrikanischen Diaspora in Deutschland als Vermittler im Kontakt zwischen dem globalen Norden und Süden für die Menschenrechte von LGBTIQ*?

Tsepo2Sehr geehrte Damen und Herren und sehr geehrte Menschen zwischen und jenseits der Geschlechterkonstruktionen,

ich freue mich und bin dankbar, Ihnen heute Abend hier vortragen zu dürfen. Dank an die Organisation durch die Hirschfeld-Eddy-Stiftung; hier ist besonders Sarah Kohrt zu nennen. Dank an die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), die nicht nur meine gesellschaftspolitische Heimat innerhalb der Schwarzen Community in Deutschland ist, sondern auch einen weiten Weg zurückgelegt hat, um heute mit Selbstverständlichkeit Kooperationspartnerin von Veranstaltungen wie dieser hier zu sein. Ein weiterer Dank gilt Ise Bosch und ihrer Dreilinden Gesellschaft. Ise, Du hast einen großen Anteil daran, dass sich meine persönlichen Vorurteile gegenüber weißen Menschen, speziell diejenigen mit feministischem oder queerem Engagement, in eine differenziertere und friedfertigere Sicht auflösen konnten. Vor 10 Jahren hätte ich zu diesem Thema nicht vor weißen Menschen referiert. Aber Du hast mir mit deinem Respekt und deiner tiefen menschenrechtlichen Reflektiertheit die Augen und das Herz geöffnet, so dass ich jetzt Verbündete wie Dich auch wahrnehmen kann. Dieser Vortrag ist die Weiterführung eines Thesenpapiers, das ich mit demselben Titel, jedoch einem anderen Fokus, für die Fachtagung Regenbogenphilanthropie des vergangenen Jahres geschrieben habe.

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Wir stehen erst am Anfang!” Diskussion über eine postkolonial orientierte Arbeit für LSBTI

Uta Schwenke (LSVD-Bundesvorstand), Pascal Thibaut (Journalist) und Naana Lorbeer (Queer Amnesty)english version

Am 11. November 2015 lud das Afrikahaus gemeinsam mit der Hirschfeld-Eddy-Stiftung zu einer Podiumsdiskussion über Projektarbeit für LSBTI ein. Die Fragestellung war: „Wie ist eine postkoloniale Arbeit für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* (LSBTI) möglich?“ und sollte am Beispiel von Projekten in verschiedenen afrikanischen Ländern diskutiert werden. Auf dem Podium saßen Dr. Rita Schäfer, freie Wissenschaftlerin, Uta Schwenke vom Bundesvorstand des LSVD und Naana Lorbeer von Queeramnesty Deutschland. Moderator des Abends war Pascal Thibaut, Journalist. 

Wenn über Feindlichkeit und Gewalt gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen (LSBTI) Menschen gesprochen wird, sieht es in jedem Land anders aus. Südafrika hat zwar eine der fortschrittlichsten Verfassungen der Welt, aber gerade dort sind lesbische Frauen häufig Gewaltverbrechen ausgesetzt. In vielen afrikanischen Staaten sind homosexuelle Beziehungen kriminalisiert. Diese Gesetze wurden fast immer erst mit der Kolonialzeit eingeführt. Wie ist vor diesem Hintergrund eine postkolonial orientierte Projektarbeit mit LSBTI möglich? 

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Wie ist eine postkoloniale Arbeit für LSBTI möglich? — How is postcolonial work for LGBTI possible?

Diskussion am Beispiel von Projekten in verschiedenen afrikanischen Ländern — Fotos/Discussing examples from different African countries — Photos

Fotos: Caro Kadatz / Hirschfeld-Eddy-Stiftung

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Homosexualität und Homophobie in Afrika

ILGA_World_MAP_2013_Africa3Marc Epprecht fordert mehr Besonnenheit in der Debatte

Marc Epprecht, kanadischer Professor für globale Entwicklungsstudien, hat ein hoch aktuelles Buch zum Thema Homosexualität und Homophobie in Afrika vorgelegt (Marc Epprecht, Sexual and Social Justice in Africa. Rethinking Homophobia and Foreign Resistance, Zed Books, London 2013). Der Autor will den negativen Schlagzeilen zu diesem Thema im Norden etwas Positives entgegensetzen. Ein heikles Anliegen angesichts der homophoben Strafrechtsverschärfungen in Uganda oder Nigeria und ihrer Auswirkungen in anderen Ländern Subsahara-Afrikas.

In der Tat: Seit einigen Jahren häufen sich die Schlagzeilen zur Schwulenhetze politischer und religiöser afrikanischer Führer in Simbabwe oder Gambia, zu Verhaftungswellen in Ägypten, Senegal oder Kamerun, zu drakonischen Strafen und homophoben Gesetzesvorhaben zwischen Mauretanien und Malawi. Zunächst gibt Epprecht einen Überblick über erzielte Fortschritte der letzten Jahre: Südafrika ist Vorreiter bei der rechtlichen Gleichstellung und Nichtdiskriminierung von Lesben und Schwulen, Mauritius und Cabo Verde haben gleichgeschlechtliche Handlungen entkriminalisiert, Expräsidenten wandelten sich vom Saulus zum Paulus (Botswana oder Sambia) und sprachen sich wie regierende Politiker (Tsvangirai) für eine Entkriminalisierung aus. Zudem spielt das Thema Homosexualität eine immer größere Rolle in den afrikanischen Kulturen, Literaturen und Medien. Die Zivilgesellschaften schmieden Allianzen gegen Menschenrechtsverletzungen an sexuellen Minderheiten, und in vielen Ländern in Subsahara-Afrika wirken LGBTI-Organisationen. 

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Namibia der selbstbewussten Frauen

Elizabeth Khaxas und Liz Frank vom Women’s Leadership Centre kommen nach Berlin

34526ed515Harmful cultural pratices“, so werden Normen, Werte und Riten genannt, die im Namen der Tradition die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen einschränken oder negieren. Die Frauen des Women’s Leadership Centre (WLC) in Namibia setzen dagegen Selbstbestimmung und Empowerment für Frauen. Schwerpunktthemen des 2004 gegründeten Projekts in der Hauptstadt Windhoek sind daher die Gewalt gegen Mädchen und Frauen, die sehr hohe Prävalenz (Anfälligkeit) für HIV/Aids sowie Geschlechter- und Machtverhältnisse. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit den Folgen kolonialer Unterdrückung durch Deutschland und Südafrika. 

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Terminhinweis Yogyakarta-Allianz

Die Yogyakarta-Allianz ist offenes Netzwerk, das sich kontinuierlich und anlassbezogen zu Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und Außenpolitik in Bezug auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und intergeschlechtliche Mensschen (LGBTI) äußert. Es hat sich im Jahr 2013 gegründet. In regelmäßigen Abständen finden Plenumstreffen in Berlin statt, zu denen auch neue Interessierte nach kurzer Anmeldung per E‑Mail oder Telefon immer herzlich willkommen sind.

Nähere Informationen hier:

Sarah Kohrt

Plattform LGBTI-Menschenrechte,
Koordination Yogyakarta-Allianz

Hirschfeld-Eddy-Stiftung

E‑Mail: sarah.kohrt[ett]hirschfeld-eddy-stiftung.de

Website der Yogyakarta-Allianz und Hintergrundinformationen mit weiterführenden Links und einem Überblick über relevante Dokumente der Menschenrechtsentwicklung für LGBTI:

http://www.hirschfeld-eddy-stiftung.de/vernetzung/yogyakarta-allianz/

Alle Blog-Artikel über die Arbeit der Yogyakarta-Allianz hier:

http://www.lsvd-blog.de/?tag=yogyakarta-allianz

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Yogyakarta Allianz: Ziele und Herausforderungen

Renate Rampf (HIrschfeld-Eddy-Stiftung) - Foto: Caro KadatzEinführungsreferat von Renate Rampf (Hirschfeld-Eddy-Stiftung), anläßlich der Veranstaltung “Kick-off: Yogyakarta-Allianz — Ein zivilgesellschaftliches Bündnis für eine LSBTI-inklusive Entwicklungs- und Außenpolitik” im Deutschen Institut für Menschenrechte, 26. April 2013.

Liebe Frau Rudolf, vielen Dank für die freundliche Einführung.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, ich begrüße Sie und Euch im Namen der Hirschfeld-Eddy-Stiftung (HES).

Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist uns seit vielen Jahren als ermutigende und zuverlässige Partnerorganisation im Engagement für die Menschenrechte von LSBTI bekannt. So auch im November letzten Jahres, als wir Ihnen von dem Vorhaben berichteten, ein Bündnis zur Inklusion von LSBTI-Themen in die Auswärtige Politik und Entwicklungszusammenarbeit zu gründen. Sie haben ohne Zögern die Unterstützung durch eine Kick-off Veranstaltung angeboten. Ich danke dabei auch für die gute Zusammenarbeit mit Frau Kämpf.

Kick-off heißt beim Football der Anstoß, der den Ball weit in das Feld schießt. Für die Yogyakarta-Allianz gab es eine Reihe von Anstößen. Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle Ise Bosch danken, die mit dem Konzept der Regenbogenphilanthropie dafür sorgt, dass den LGBTI-Menschenrechten Aufmerksamkeit, Expertise und Ressourcen gewidmet werden.