Rede von Dr. Klaus Müller
Repräsentant für Europa des United States Holocaust Memorial Museum
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
Danke für die Einladung! Berlin hat viele Denkmäler, aber nur eines davon integriert eine Filmsequenz: Das auf dem Entwurf von Michael Elmgreen und Ingar Dragset basierende und 2008 eingeweihte Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. In unmittelbarer Nähe zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas zitiert es dessen architektonische Sprache der Stelen.
Wenn man abends dort läuft, zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, überrascht das Licht der im Denkmal projizierten Filmbilder. Was gibt es dort zu sehen? Man muss sich an ein schmales Glasfenster stellen, das in die Außenwand des Denkmals eingelassen ist: jeweils nur eine Besucherin kann nach innen schauen. Gezeigt wird eine Endlosschleife von zwei sich küssenden jungen Männern.
Der Kuss als visuelles Thema soll an die NS-Zeit erinnern, in der ein Kuss zwischen zwei Männern als strafbar gewertet werden und vielleicht zu Verhaftung, Gefängnis, oder gar einer Einweisung in ein KZ führen konnte. Ein Einführungstext vor dem Denkmal erklärt diesen Zusammenhang.