Interview mit Gabriele Dennert, Professorin an der Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Sozialmedizin und Public Health mit Schwerpunkt Geschlecht und Diversität
Welche Zusammenhänge gibt es zwischen sexueller Orientierung / Lebensweise und Gesundheit in Bezug auf die Situation in Deutschland?
Nicht-heterosexuelle Menschen erleben Diskriminierung und Gewalt und auch in Deutschland immer noch rechtliche Ungleichstellungen und Benachteiligungen. Ganz allgemein lässt sich grundsätzlich beobachten, dass derartige Erfahrungen eine Auswirkung auf die gesundheitliche Situation und auch auf die Qualität der Gesundheitsversorgung haben. Das zeigt sich nicht nur für Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, sondern auch bei anderen gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen. Menschen, die einkommensarm sind, haben zum Beispiel eine deutlich verkürzte Lebenserwartung gegenüber Personen, die ein überdurchschnittliches Einkommen haben. Durch Rassismus diskriminierte Personen haben vielfältige gesundheitliche Nachteile gegenüber weißen/nicht rassistisch diskriminierten Menschen. Auch die ungleichen Geschlechterverhältnisse haben gesundheitliche Folgen. Gesellschaftliche Verhältnisse schreiben sich in das Leben und die Körper von Menschen ein – und ungleiche Verhältnisse schreiben sich eben als gesundheitliche Ungleichheiten ein.